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Island(7): Westliches Hochland

Auf Adler-Suche

Wir fahren auf die Reykholar-Halbinsel. In dieser Region leben die meisten der rund 70 in Island brütenden Seeadler. Leider ist das Wetter bescheiden und so ist nicht wirklich mit fliegenden Adlern zu rechnen. Immerhin sehen wir einen, der unseren Weg kreuzt. Natürlich bin ich zu langsam, um Fotos zu machen. Auf der Insel besuchen wir noch einen Kleinsthafen mit lustiger Berg-und-Tal-Anfahrt. Auf der Nachbarhalbinsel finden wir einen Schlafplatz dann prasselt auch schon wieder die Sonne auf uns...

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Abends tagt immer wieder der große Generalstab, z. B. um die Fahrtrouten für die nächsten Tage zu suchen.

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Heike unterstützt dabei... 😉






Die Geschichte vom abgefallenem Kotflügel und der geplatzten Luftfederung

Weiter geht es um die größte Halbinsel im großen Breidafjördur. Die rund 130km lange Schotterpiste zieht sich und landschaftlich ist es nicht so spannend. Bei schönem Wetter wäre sicher der ständige Ausblick auf den breiten Fjord schön, aber bei dem trüben Wetter hat man da nix von. An der Spitze der Halbinsel sind hunderte kleine Inselchen vorgelagert, die bei Ebene (hier gibt es den höchsten Tiede-Unterschied in Island, teilweise zu Fuß erreichbar sind. Ganz an der Spitze der Halbinsel gibt es noch eine kleine Kirche mit Friedhof. Als alter Friedhofsbesucher muss ich mir das natürlich ansehen. Die letzten Beerdigungen haben hier Anfang der 1950er Jahre stattgefunden, mit Ausnahme einer Frau, die 1971 ins Grab Ihres bereits 1936 verstorbenen Ehemanns beigesetzt wurde. Beim Friedhof steht noch ein wohl unbewohntes Haus, die nächsten Häuser sind viele Kilometer entfernt. Auf dem Friedhof ist allerdings frisch gemäht worden, der Freischneider liegt noch dort. Als wir wieder fahren kommen auch zwei Männer mit einem Pickup. Der eine fuchtelt mit den Armen, als wir unser Auto wenden. Erster Gedanke: Du bist über was von denen drübergefahren. Wir schauen raus und da liegt der hintere Teil unseres Kotflügels auf dem Boden. Das Rohr, mit dem dieser am Rahmen hinter dem Fahrerhaus angeschweisst war, ist abgerissen. Toll. Also Kotflügel eingepackt und Richtung nächster Stadt (Budardalur) gefahren. Dort gibt es tatsächlich eine Werkstatt, doch der Chef bittet uns zur Nächsten weiterzuführen, denn er hat viel zu tun. Gerade bevor wir gekommen sind haben sie mit dem Abschlepper einen deutschen Land Rover Discovery geholt, dem ein Federbalg seiner Luftfederung geplatzt war. Da haben wir es ja noch gut getroffen, der abgefallene Kotflügel ist eigentlich verzichtbar und könnte auch erst zu Hause wurde angeschweisst werden, aber so wird auf diesen Pisten und bei dem nassen Wetter das Auto noch mehr eingesaut, als ohnehin schon. Also weiter Richtung der ersten "offiziellen" 4x4 klassifizierten Piste, auf der wir auch unsere ersten Furten fahren. Erst nach exakt 30 Tagen in Island. Das wohl auch noch kein 4x4-Reisender hier geschafft. Morgen schauen wir dann in der anderen Werkstatt vorbei.

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Kotflügel neben, statt hinter dem Rad...





Kotflügel dran, Dachträger ab

Nach erfolgreicher Bewältigung unserer ersten F-Strasse fahren wir nach Bodeyri in eine Werkstatt. Diese hatte uns am Tag zuvor der Chef der Werkstatt in Budardalur empfohlen, der der wenig Zeit hatte. Diese Werkstatt war eine gute Wahl. Zunächst wurde unsere Kotflügel-Halterung angeschweisst. Danach konnten wir in der Werkstatt - und damit weitestgehend geschützt von dem Dauerregen - unseren Dachträger demontieren. Bei der Demontage zeigte sich, dass die Schäden am Grundträger noch größer sind, als angenommen. Nun ja, das Ding nennt sich halt "Thule Professionell", nicht "Thule Island Professionell". Ärgerlich, dass das Ganze Geld und die Arbeit für den eigentlichen Träger für die Katz war, nur weil der Grundträger den Belastungen nicht standgehalten hat. Nach dem der Träger vom Dach war, musste natürlich alles verstaut werden. Die Hoffnung, dass man den Träger ohne Füße flach in den Stauraum unter die Staukisten legen könnte, scheiterte mal wieder an den berühmten paar Zentimeter. Also mussten wir den gesamten Träger zerlegen, etliche Schrauben war zu öffnen, etliche Nieten auf zu bohren, die Lampen und Antennen mussten natürlich auch demontiert werden. Dann begann das Puzzle-Spiel im Stauraum: Zunächst mit der Flex am Alu-Riffelblech auf ganzer Länge ein Streifen abschneiden, dann das Blech flach auf den Boden, die Kisten drauf, die Träger und C-Schienen dazwischen schieben und das Hauptproblem, die große Alu-Kiste, die auf dem Dachträger montiert war, musste auch noch rein. Nach 5 Stunden war es soweit: Alles war verstaut und unser Schneggsche fuhr mit Kotflügel und ohne seinen Hut des Weges. Nun noch schnell auf einen nummernlosen Jeep-Track abgebogen, ein paar Kilometer auf der sehr schmalen Piste bergauf, einen Stellplatz gesucht und erstmal ausruhen.

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Polarfuchs und Gletscher

Wir durchqueren die Hochebene Arnarvatnsheidi auf der F578 von Nord nach Süd. Die Hochebene ist mit hunderten Seen und Weihern durchsetzt, der Boden links und rechts der Piste morastisch und nass, eine Art Hochmoor. Die Strecke ist recht einfach zu fahren (F-Strassen sind nur für Geländewagen freigegeben), es rumpelt und wackelt halt ein bisschen (einmal schlägt der vordere Federwegbegrenzer auf - auf meiner Seite, wen wundert es). Die einzige Furt führt zwar recht viel Wasser (es regnet ja auch schon wochenlang), für den LKW aber kein Problem. Der Land Rover vor uns hatte es da schon aufregender. Beim - streckenbedingt - gemütlichen Fahren sehen wir einen Polarfuchs über die Heide streunen. Wir können ihn mit dem Fernglas eine zeitlang beobachten, dann trollt er sich davon.
Den ganzen Nachmittag fahren wir westlich des Langjökull vorbei, des zweitgrößten Gletscher in Island. Immer wieder können wir einen Blick auf eine breite blaugraue Gletscherzunge werfen, die zwischen Felstürmen "herunterströmt". So könnte es aussehen, wenn bei einem großen Stausee die Staumauer brechen würde. Leider haben wir wieder graues Wetter und die niedrigsten Wolken umhüllen uns ab und an auf der rund 500m hohen Ebene. So sehen wir auch nur hin und wieder den Tafelberg, der zwischen uns und dem Langjökull liegt und auf dessen recht flacher Krone der Gletscher Eiriksjökull liegt (benannt nach einem Gesetzlosen, der in den nahen Lavahöhlen gehaust haben soll). Bei blauem Himmel wäre das sicher ein Wahnsinnsbild: Der fast schwarze Berg mit der weißen Krone vor tief blauem Himmel - aber tief blauen Himmel kennen wir nur noch aus unseren Kindheitserinnerungen 😉

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Der Eriksjökull, wenn man genau hinsieht, kann man den Gletscher von den Wolken unterscheiden.

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Eine Gletscherzunge des Langjökull.





Lavahöhlen, Gletscherspaziergang und Fußball-Weltmeister

Weiter geht es auf der F578 durch das Lavafeld Hallmundarhraun. Dieser etwa 1200 Jahre alte Lavastrom ist rund 50km lang und umfasst 242qkm. Hier haben sich mehrere Lavahöhlen gebildet. Die bekannteste ist die Surtshellir, die zusammen mit der nur durch einen Deckeneinsturz getrennten Stefanshellir rund 3500m lang ist. Auf dieser Länge gibt es mehrere Zugänge, da die Lava an verschiedenen Stellen eingebrochen ist und sich so Trichter gebildet haben. In den Höhlen sollen schon vor Jahrhunderten Gesetzlose gehausst haben, da passen wir doch hin. Die Höhe der Gänge schwankt zwischen Kriechhöhe und mehr als 5m, im Prinzip kann man unterirdisch durch den gesamten Komplex durchlaufen, aber dazu fehlt mir der höhlentaugliche Partner (Britziiiiiiii, das hätte Dir gefallen) und eine bessere Lampe. So laufe ich an drei Stellen jeweils ein paar hundert Meter hinein. Teilweise finden sich dort unten auch Eisformationen. An unserem letzten Eingang, der Ishellir nimmt Heike dann allen Mut zusammen und kommt ein Stück mit hinein. Na das ist doch heute abend ein Extra-Pastis wert.

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Die Lava ist an vielen Stellen brüchig und unterhöhlt.

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Immer wieder gibt es große Bodeneinstürze in dem Höhlengebiet.

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Mich zieht es immer wieder in kleinere...

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... und größere Höhleneingänge hinein.

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An einigen Stellen, sind die Höhlenkammern durchaus groß, mehr als 5 Meter hoch.

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Man findet auch immer wieder Eisskulpturen.





Und hier die Beweisfotos...
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... Heike entwickelt sich zur Höhlenforscherin.





Nach dem Lavafeld biegen wir auf die Kaldidalur-Strecke ein und fahren direkt bis an den Rand des Langjökull-Gletscher. Hier oben finden wir 3 aufgemotzte 4-Achser KAT mit denen Touren auf den Gletscher angeboten werden. Als wir kommen ist niemand mehr da, nur die Ungetüme stehen da noch rum. Wir spazieren auf den Gletscher und beschließen hier zu übernachten.

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Der hat zwar 8 Räder...

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... und wir nur 4, aber bei uns ist in allen Luft und so können wir bis zum Gletscher fahren.

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Abendspaziergang auf dem Langjökull, dem zweitgößten Gletscher Islands.

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Gletschereisgekühlt. Ist das nun Eiswein? 😉



Und heute gibt es den Pastis mit Gletscherwasser. Und nachdem der erste getrunken ist, ist Deutschland Fußball-Weltmeister. Das bringt noch einen Pastis. Und noch einen für Heikes Höhlenerkundung. Und eine Flasche guten Johannes-Wein haben wir auch auf. Das Leben ist schön...





Pannenhilfe, Lavafeld und der Bus, der herkam, wo wir nicht hin fanden

Kurz nachdem vormittags der erste KAT mit seinen Fahrgästen auf den Gletscher kriecht, machen wir uns auf den holprigen Weg in die andere Richtung. Weiter geht es durch die Kaldidalur-Hochebene Richtung Süden, dann wollen wir die F338 in östlicher Richtung nehmen und durch ein Lavafeld südlich des riesigen Gletschers Langjökull fahren. Kurz vor dem Abzweig sehen wir schon von weitem die grellfarbene Nothütte für Wanderer. Als wir näher kommen wundern wir uns über ein Fahrrad, das an der Hütte lehnt. Dieses hat kein Hinterrad, aber am Lenker hängt ein Fahrradhelm. Messerscharf kombinieren wir: Da stimmt was nicht. Und Heike, auch bekannt als Mutter Theresa, schickt mich gleich in die Hütte, um nachzusehen. Dort finde ich einen jungen Mann, der versucht das Hinterrad seines Fahrrades zu flicken. Das heisst, repariert hat er es schon, aber er kann es nicht mehr aufpumpen, weil seine Pumpe defekt ist. Hier hat Murphy wieder zugeschlagen: Zuerst ging der Schlauch kaputt. Geflickt. Kurze Zeit später hatte er sich den Reifen aufgeschlitzt, dort ging dann der Schlauch wieder kaputt. Den Reifen hatte er dann ordnungsgemäß mit Panzerband repariert (Siehst Du Willi - falls Du hier mit liest - wie wichtig Panzerband ist). Doch dann streikte auch noch die Pumpe. Da konnten wir schnell helfen und der Radfahrer konnte nach einer unfreiwilligen Nacht in der Hütte wieder weiterradeln.

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Für uns ging es dann weiter durch ein riesiges Lavafeld, immer mit Blick auf die südlichen Gletscherzungen des Langjökull. Diese Piste stellt keine besonderen Anforderungen, auf der Ostseite gibt es 2 harmlose Furten. Aber es ruckelt und rumpelt viel, da die ganze Strecke recht steinig ist. Der Ausblick leidet etwas, da die Strecke an einer Hochspannungstrasse vorbeiführt, für deren Unterhaltung sie wohl angelegt wurde. Trotzdem ist das Lavafeld abwechslungsreich und die Ausblicke auf den Langjökull auch.
Am späten Nachmittag nehmen wir dann noch die Piste F335, die laut Karte zu einem See unmittelbar am Gletscher führt. Das sieht doch mal interessant aus. Nach 15km Steinwüste kommen wir an einer Wanderhütte an. Laut Karte geht die Piste noch ein gutes Stück weiter, doch an einem breiten Schmelzwasserabfluss wissen wir nicht mehr weiter. Es fliesst zwar nicht mehr so viel Wasser, aber das Bett mit aufgeschwemmtem Kies und Geröll ist breit und es lässt sich nirgends eine Piste erkennen. Nur weiter oben am Berg sieht man die Strecke, aber wie dorthin kommen? Zwei Wanderer haben ihren Geländewagen hier abgestellt und machen sich zu Fuß auf. Man sieht, dass wohl aus dem See ein Wasserfall gespeist wird, der milchig nach Gletscherwasser aussieht. Da wären wir gerne hin gefahren, haben uns aber damit abgefunden, dass die Strecke wohl in diesem Winter abgespült wurde. Laufen wollen wir jetzt nicht, da es mal wieder zu regnen begonnen hat. Also zum Nachtlager einrichten und kochen. Irgendwann schaue ich aus dem Fenster und traue meinen Augen kaum. Ein Bus kommt die Strecke vom Wasserfall herunter. Zwar so ein geländegängiger Hochlandbus, aber ein BUS. Da bin ich doch bei der Ehre gepackt. Morgen früh fahren wir dort auch hinauf, jetzt schauen wir mal, welche Strecke der durch den Schmelzwasserabfluss nimmt...



Immer wieder tolle Landschaften:

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Und hier flutet der Langjökull um zwei Bergspitzen (die Trennung zwischen Gletscher und Wolken ist etwa in Bildmitte).

2 Gedanken zu „Island(7): Westliches Hochland

  1. Gerda & Jürgen

    Hallo ihr Zwei,
    es macht Spaß euch auf eurer Reise zu begleiten. Wir wünschen euch das das Wetter besser wird, das keine Teile mehr abfallen, oder abgebaut werden müssen und der Pastis reicht.

    Liebe Grüße Gerda & Jürgen

  2. admin

    Dank für die netten Wünsche. Wenn nur der Pastis reicht, ist alles andere auszuhalten... 😉

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