Auf unserer diesjährigen Tour durch Rumänien wollen wir uns - neben der wunderbaren Landschaft und Natur - auch mit der Geschichte beschäftigen. Und die ist in Rumänien wirklich interessant. Teile des heutigen Rumänien haben eine lange deutsche Vergangenheit. Rumänien in seiner heutigen Form entstand erst nach dem ersten Weltkrieg. Vorher waren die westlichen Landesteile Banat und Siebenbürgen entweder eigenständig oder gehörten zu Ungarn, bzw. zur Habsburger Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. Die deutsche Besiedelung in Siebenbürgen geht bis auf die Kreuzzüge zurück, als sich hier deutsche Kreuzzügler auf dem Rückweg niederließen. Im Banat wurde speziell im 18. und 19. Jahrhundert durch das Haus Habsburg aktive Ansiedlungspolitik betrieben. Der Landstrich war praktisch unbesiedelt, bzw. ehemals besiedelte Teile wurden von den einfallenden Osmanen "entsiedelt", die alle Bewohner umbrachten. Das Banat liegt zum größten Teil im heutigen Rumänien, teilweise auch in Ungarn und Serbien. Um diese Landstriche wieder zu bevölkern und auch wehrhafte Bauern gegenüber den Osmanen zu haben, wurden durch die österreichische Krone Bewohner von der Mosel, aus Elsaß-Lothringen, Franken und anderen deutschen Regionen angeworben und im Banat angesiedelt. Eigentlich falsch ist die Sammelbezeichnung "Banater Schwaben", kamen doch nur wenige aus dem heutigen Schwaben. Allerdings wurden dort die meisten, die per Boot donauabwärts fuhren, auf sogenannten "Ulmer Schachteln" eingeschifft. Soviel als grober Überblick.
Wir haben Bekannte, die in Wolfsberg ein Haus haben: Gerlinde und Helmuth Kierer. Diese wollten wir besuchen und so lag es nahe, sich mit der Geschichte dieser Siedlung etwas näher zu beschäftigen. Wolfsberg (heute Gărâna) wurde 1827/1828 zusammen mit Weidenthal, Wolfswiese und Lindenfeld gegründet. Hier wurden rund 560 Familien aus dem Böhmerwald angesiedelt. Speziell die ankommende Generation hatte es schwer: Wald und Hecken mussten gerodet, Brunnen gegraben, Häuser gebaut und etwas "Infrastruktur" musste geschaffen werden. Das Gebiet dieser Ortschaften liegt im Banter Bergland auf rund 900m Höhe und dutzende Kilometer von den nächsten Ortschaften, die im Tal liegen, entfernt. Eine unheimliche Leistung der Menschen damals, wie ich finde. Aber auch später war das Leben hier in den Bergen hart und schwer. In der kommunistischen Zeit zwischen Ende des zweiten Weltkrieges und der Revolution 1989 wurde es für die "Deutschen" nicht einfacher. In den ersten Jahren nach der rumänischen Revolution, als die Deutschstämmigen ausreisen durften, sind dann auch die meisten Bewohner zurück nach Deutschland. Einige haben ihre Häuser behalten und kommen auch Jahr für Jahr über Sommer wieder, ein paar wenige sind geblieben. Wir haben uns mit einigen unterhalten und interessante Details erfahren. Über Lindenfeld wird es noch einen eigenen Beitrag geben.
Die Kirche von Wolfsberg. Heute kommt nur noch ab und an ein Pfarrer und hält Messe. Vor allem die Frauen halten aber regelmäßig Betstunden ab.
Uns interessieren auch immer die Friedhöfe. Hier in Wolfsberg finden sich bislang fast nur deutsche Namen.
Besuch bei einer deutschstämmigen Familie, die an der ehemaligen Mühle Landwirtschaft betreiben.
Das war dann doch etwas unwirklich. Sonntags war Bierfest in Wolfsberg: Deutsches Bier, Lederhosen, Dirndl, deutsche Volksmusik. Und das mitten in Rumänien.
Leni Rudlof, eine echte Böhmerin, hat ihre Blechdose mit alten Fotos geöffnet und ich habe einige abfotografiert (siehe Diashow unten). Sie hat übrigens auch erklärt, was eine echte Böhmerin ausmacht (neben der Herkunft): Sie hat noch nie Hosen getragen. Böhmerinnen tragen immer ihre Tracht, lange Röcke mit vorgebundener Schürze, auch bei der schweren Arbeit auf den steilen Feldern. Sie kam übrigens an 2 Krücken und einem Buckelkorb voller Zwiebeln von der Ernte aus dem Hausgarten...
Alte Bilder aus Wolfsberg: