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Lindenfeld – das verlassene Dorf im Banater Bergland – und seine Kirche (Rumänien)

Schon im Beitrag über Wolfsberg haben wir uns kurz mit der Geschichte der böhmischen Dörfer Wolfsberg (heute Gărâna), Weidenthal, Wolfswiese und Lindenfeld beschäftigt. Diese Ortschaften wurden 1827/1828 gegründet und mit Deutschen aus dem Böhmerwald besiedelt. Heute sind noch Wolfsberg und Weidenthal besiedelt, Lindenfeld ist ein verlassenes Geisterdorf und Wolfswiese ist ganz verschwunden. In Lindenfeld wurden zunächst 35 Familien angesiedelt, doch schon nach wenigen Jahren zogen diese aus verschiedenen Gründen wieder weg in andere Gemeinden. Die Bewohner des noch höher gelegenen Wolfswiese ergriffen die Chance und übernahmen die verlassenen Häuser im Jahre 1833. Das Dorf mit Kirche, Schule und eigenem Stromerzeuger bestand bis in die 1960er Jahre. In den 1990er Jahren waren dann auch die letzten Bewohner weggezogen und hinterließen ein Geisterdorf. Einzig die Kirche ist einigermaßen erhalten geblieben. Doch das geht vor allem auf Helmuth Kierer zurück, der es sich zur Aufgabe gestellt hat, die Kirche in Lindenfeld zu sanieren.

Die Kirche von Lindenfeld
Die Kirche von Lindenfeld

Immer wieder, wenn er in seinem Haus im benachbarten Wolfsberg ist, wird der Hänger mit Baumaterial und Werkzeug beladen, an den Traktor angehängt und auf einem abenteuerlichen Weg geht es über die Berge von Wolfsberg nach Lindenfeld. Wir hatten das Vergnügen, in diesem Jahr bei einem "Einsatz" dabei zu sein. Wir mussten allerdings mit unserem LKW einen anderen Weg nehmen, der Pfad über die Berge war für uns nicht fahrbar.

Der Anhänger wird fachmännisch beladen...
Der Anhänger wird fachmännisch beladen...
Los geht die Fahrt in Wolfsberg. Die rumänische Ladungssicherung sitzt obendrauf.
Los geht die Fahrt in Wolfsberg. Die rumänische Ladungssicherung sitzt obendrauf.

 

Nun denn. An der Kirche angekommen, warteten Heike und ich einige Zeit, aber Helmuth und Besatzung waren nicht zu sehen. Also ein Stück entgegen und nach einigen Kilometern zeigte sich mir dann das Unglück. Der Hänger war umgekippt (bereits das vierte Mal auf dieser Fahrt!!!) und ein Teil des Werkzeuges lag verstreut umher. Aufrichten ging nur mit Hilfe des Traktors, dazu musste dieser aber vom Hänger abgekoppelt werden. Das bedeutete aber auch, dass die Deichsel des schweren Anhängers anschließend wieder in die Höhe der Anhängerkupplung gehoben werden musste. Dafür hatten sich die rumänischen Helfer bereits dünne Baumstämme geschnitten, die als Hebel eingesetzt werden konnten. Schließlich hatten sie bei den vergegangenen Havarien bereits Routine im Aufrichten entwickelt. Nun waren zwei Hände mehr am Werk und bald stand der Hänger wieder. Weiter ging es im Schritttempo. Helmuth fuhr den Traktor und wir vier anderen liefen seitlich am Hänger mit und drückten und schoben immer wieder, damit der Hänger auf dem holperigen Weg nicht nochmal kippte. Schweißüberströmt kamen wir an der Kirche an.

Zum 4. Mal ist der Hänger umgekippt.
Zum 4. Mal ist der Hänger umgekippt.
Mit vereinten Kräften wird er wieder aufgerichtet.
Mit vereinten Kräften wird er wieder aufgerichtet.

Helmuth Kierer. Er hat sich zum Ziel gesetzt, die alte Kirche zu renovieren.
Helmuth Kierer. Er hat sich zum Ziel gesetzt, die alte Kirche zu renovieren.

Der Hänger wurde entladen und zunächst wurde das Gerüst gestellt. Schließlich sollte diesmal der Kirchturm verputzt werden. Etage für Etage wuchs das Gerüst, unterbrochen wurden die Arbeiten nur durch Diskussionen zwischen Helmuth und seinem rumänischen Arbeiter bezüglich der Sicherung des Gerüstes. Die rumänische Sicht der Dinge war: Eine Schraube und ein Stück Draht reicht als Sicherung aus, Helmuth wollte es damit aber nicht belassen.

Das Gerüst wächst...
Das Gerüst wächst...
... und wächst.
... und wächst.
Mit Hilfe eines Spanngurtes und eines Stück Birkenstamm wird das Gerüst von innen gesichert.
Mit Hilfe eines Spanngurtes und eines Stück Birkenstamm wird das Gerüst von innen gesichert.

 

Wasser für das Essen und den Verputz wird an einem Brunnen geschöpft.
Wasser für das Essen und den Verputz wird an einem Brunnen geschöpft.

 

Irgendwann stand das Gerüst und wir konnten zum gemütlichen Teil übergehen. Unser rumänischer Freund bekochte uns wirklich lecker. Über offenem Feuer wurde Mamaliga zubereitet und Forellen gegrillt. Dazu eine salzige Knoblauchmarinade. Super!

Mămăligă und Forelle über offenem Feuer zubereitet.
Mămăligă und Forelle über offenem Feuer zubereitet.
Knoblauch darf nicht fehlen. Man beachte das echt rumänische Knoblauchmesser.
Knoblauch darf nicht fehlen. Man beachte das echt rumänische Knoblauchmesser.
Auf einer eigens mitgebrachten Servierplatte wurde die Mămăligă angerichtet...  ;.)
Auf einer eigens mitgebrachten Servierplatte wurde die Mămăligă angerichtet... ;.)
Das schmeckt allen.
Das schmeckt allen.

 

Als wir uns am Mittag des nächsten Tages auf den Weg machten, war bereits der obere vordere Teil des Turmes verputzt. Helmuth und die beiden Arbeiter schafften an dem Tag und dem Nächsten die gesamte vordere und eine seitliche Wand des Turmes. Dann wurde wieder alles abgebaut und zurückgekahrt. Irgendwann geht es weiter. Wir sind sicher, dass Helmuth sein Projekt vollenden wird. Mit eigener Arbeit und eigenem Geld eine Kirche renovieren. Wer macht sowas schon. Wenn jemand Helmuth unterstützen will, kann er das gerne über uns tun...

Natürlich nahmen wir die Gelegenheit war, durch die verfallenen Ruinen zu streifen und versuchten uns in die Zeit der Besiedelung zurück zu versetzen. Hier einige Fotos unseres Streifzuges.

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Speziell die Obstbäume stimmten mich nachdenklich. Einst unverzichtbar für das Überleben hier oben, ist heute niemand mehr da, der die Früchte erntet.
Speziell die Obstbäume stimmten mich nachdenklich. Einst unverzichtbar für das Überleben hier oben, ist heute niemand mehr da, der die Früchte erntet.

 

Nicht fehlen darf natürlich der Friedhof. Auf einem Hügel gelegen, mit traumhaftem Ausblick, sind noch einige Gräber auszumachen.

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6 Gedanken zu „Lindenfeld – das verlassene Dorf im Banater Bergland – und seine Kirche (Rumänien)

  1. hariton wichmann

    sehr schöne bilder. ich war früher in wolfsberg als ich kind mal war.

    lg, aus deutschland

  2. Helmut H

    Sehr schöne Bilder. Ich bin gebürtiger Lieblinger und war 2013 mit meinem Sohn auch in Lindenfeld.

    Gruß aus Deutschland
    Helmut

  3. Franz-Josef Mühlroth

    Danke sehr für einer Auffrischung von Erinnerungen!
    War schon mal 2001 einmal oben, da waren mehr Ruinen übrig! Es war eine Erkundung der Vergangenheit für mich und meine Frau, da meine Vorfahren aus dem Dorf stammen. Schwirzenbeck und Weiss!
    War noch mal da mit meine Schwiegereltern 2015, nur ein Haus stand noch und die Kirche, die Ruinen am Anfang des Dorfes wurden platt gemacht und jemand hatte in den Berg gegraben und auf einer künstlichen Terrasse aus Trümmern und Erde sich eine riesige Art Scheune oder Holzhaus hingebaut!
    Planen dieses Jahr ein neuen Besuch von Weidenthal und Wolfsberg!
    Danke noch mal!

  4. Heike und Markus

    Hallo. Wir waren jetzt aktuell (Juli 2021) nochmal dort. Das große Haus steht noch und eine der Ruinen wurde/wird saniert.

  5. Costel Fantaza

    Oameni adevărați,cu multă omenie și bun simț!
    Le doresc multă sănătate și tot binele din lume pentru faptele ceea ce au făcut.

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