Über die alte Karawanenroute wollen wir von Isfahan aus Yazd erreichen. Yazd ist die wohl bekannteste Wüstenstadt im Iran. Natürlich gibt es auch eine gut ausgebaute Straße dorthin, aber von diesen sind wir die ganze Zeit schon viel zu viele gefahren. Gar nicht unser Geschmack, aber die weiten Entfernungen im Iran lassen es nicht anders zu. Aber diesmal wollen wir den alten Karawanenweg nehmen, eine Wüstenpiste, an der es noch eine einsame, gut erhaltene Karawanserei geben soll. So ist es auch und als wir sie von Weitem erblicken, wird klar, dass wir hier die Nacht verbringen müssen.
Die Karawanserei im Abendlicht...
... und unter dem Sternenhimmel. Traumhaft.
Mit unseren Freunden Andrea und Achim übernachten wir im Innenhof der Karawanserei.
Am nächsten Tag geht es weiter nach Yazd. Diese Wüstenstadt hat einiges zu bieten. Sie hat eine relativ gut erhaltene Altstadt in Lehmbauweise, ein paar hübsche Bauwerke, weithin sichtbare Windtürme und ein praktisch unsichtbares Highlight: Das Wassersystem. Doch dazu später mehr.
Amir-Chaqmaq-Arkadenbau
Jame-Moschee bei Sonnenuntergang (leider geht die Sonne auf der falschen Seite unter!)
Wir besuchen das hiesige Wassermuseum, um mehr über das Qanat-System von Yazd zu erfahren. Was tun, wenn man in der Wüste lebt, wo es heiß ist und Wasser rar und somit kostbar? Im Orient und insbesondere im alten Persien hat man schon tausende Jahre vor Christi Geburt Wassersysteme mit tausenden unterirdischen wasserführenden Kanälen ("Qanat" genannt) erfunden. Von vielen Kilometer entfernten Berghängen, wo der Grundwasserspiegel höher liegt, als in der zu versorgenden Stadt, wurden unterirdische Kanäle mit minimalem Gefälle angelegt, um das kostbare Nass zur Stadt zu transportieren. Die Kanäle waren schmal und niedrig, damit diese ohne große Abstützungen intakt blieben. Gerade so groß, dass ein schmaler Mann durchkriechen konnte. Man ahnt es schon: Der Verfasser dieser Zeilen wäre aufgrund seiner Leibesfülle für diesen Job nicht geeignet gewesen.
Unter der Stadt verzweigte sich das System dann dutzendfach, so dass fast jedes Haus einen eigenen Wasserkanal im Keller hatte. So stand praktisch immer Trinkwasser zur Verfügung. Gegenüber oberirdischen Kanälen hatte das System mehrere Vorteile: Das wertvolle Nass verdunstete nicht, wurde nicht verschmutzt und blieb durch die Kühle im Boden weitgehend keimfrei.
Im Wassermuseum kann man bis zu einem Qanat hinabsteigen.
In Schaubildern und anhand von Modellen wird das System erklärt.
Gar nicht so dumm, die alten Perser, die dieses Qanatsystem vor rund 5000 Jahren erfanden. Nur zum Vergleich: Die Vorfahren von uns hoch entwickelten Mitteleuropäern sind vor rund 1000 Jahren noch mit der Keule in der Hand durch den Wald gestolpert und haben Rehe erschlagen...
In Yazd hat man das Qanatsystem jedoch noch perfektioniert. Viele Häuser verfügten ja wie geschrieben über einen eigenen Wasserkanal tief unten im Keller. Dort ist es auch im heissesten Sommer angenehm kühl. Die pfiffigen Perser haben nun in den Häuserdecken vergitterte Öffnungen eingebaut und auf dem Dach sogenannte Windtürme errichtet. Durch den Kamineffekt wurde so kühle Luft aus dem "wassergekühlten" Keller in die Wohnräume transportiert und die heiße Luft wurde oben durch die Windtürme ins Freie geführt. Hut ab vor dieser Meisterleistung.
Ein typisches Kellergewölbe mit kleinem Pool, durch den der Qanat führt.
Windtürme in Yazd
Zarathustrisches Erbe
Yazd beherbergt die zweitgrößte zarathustrische Gemeinde des Iran. Die Anhänger dieser rund 3000 Jahre alten Religion feiern ihre Gottesdienste in Feuertempeln, in denen ein ewiges Feuer brennt. Auch Yazd hat einen solchen Tempel. Dieser wurde zwar erst 1934 erbaut, das darin brennende Feuer lodert aber bereits seit etwa 500 n. Chr.
Interessant sind die Beerdigungsriten dieser Religion. Da der Glaube vorschreibt, dass Erde, Feuer, Wasser und Luft rein bleiben müssen, wurden Verstorbene auf sogenannten Schweigetürmen abgelegt. So konnten die Geier ihr Werk tun bis nur die Knochen übrig blieben. Diese wurden dann in einer Grube in der Mitte des Turmes gesammelt. Seit Ende der 1960er Jahre ist diese Form der Bestattung nicht mehr erlaubt. Seit dem werden die Toten in speziell abgedichteten Gräbern beigesetzt.
Der neue Feuertempel von 1934
Ewiges Feuer
Schweigetürme im Südosten der Stadt
Ein Liebes Hallo aus Friedrichsthal an euch und eure Bekannten. Wir verfolgen mit großer Begeisterung eure Berichte, einfach nur Super, weiter so. Euch weiterhin eine schöne Zeit in fernen Landen. VIELE LIEBE GRÜßE, Günter & Ludwika.