Kerman, eine 700.000-Einwohner-Stadt, liegt im Südosten des iranischen Hochlandes. Marco Polo kam hier im Jahre 1271 auf seiner Chinareise vorbei. Kerman ist wichtiger Durchgangspunkt Richtung Afghanistan und Pakistan, doch für uns wichtiger, östlich davon beginnt die Wüste Lut, die wir durchqueren wollten.
Zunächst einmal stand aber Kerman selbst auf dem Programm. Neben der etwa 670 Jahre alten Jame-Moschee (= Freitagsmoschee), gefällt der alte Basar und ein Mausoleum mit drei Kuppeln, unter denen sich die Gräber von Sufis (= Mystiker) befinden. Einer von Ihnen wurde im Jahre 1791 wegen seiner als ketzerisch eingestuften Ansichten vor der Jame-Moschee gesteinigt.
Die Jame-Moschee von aussen...
... und ihr Innenhof.
Das Mausoleum Moshtaqiyeh Ali Shah. Leider nur eine Kuppel sichtbar, manchmal überlegen Stadtplaner einfach nicht!!!
Hier liegt einer der Sufis.
Der Basareingang bei Dunkelheit...
...und wieder einmal müssen wir durch das Gewussel und Gewimmel von Geschäften streunern.
Nüsse, Gewürze, Tee, ...
... und er war stolz mit seinen Schafs- und Ziegenköpfen. Gibt es mit Fell oder ohne.
Von Kerman aus brechen wir auf Richtung der Wüste Lut. Zunächst gilt es ein querliegendes Gebirge zu überwinden. Tapfer schleicht unser "Schneggsche" bis auf 2700m Höhe, meist im zweiten Gang. Danach geht es abwärts, das gefällt unserem Fahrzeug schon weit besser. Der Glutofen der Lut-Wüste liegt nur etwa 200 bis 300m hoch. Es ist faszinierend: Man kann beim Fahren zusehen, wie die Außentemperatur ansteigt. Etwa alle 500m Wegstrecke um 0,1° C.
Kurz nach dem Übergang von Gebirge zur Wüste finden wir noch die Ruine einer Karawanserei. Im Laufe des Weges finden wir auch noch Überreste von Weiteren. Auch diesen höllischen Weg haben Karawanen früher zurückgelegt. Unsere Achtung vor deren Leistungen steigt weiter.
Bekannt ist die Wüste Lut für seine Yardang-Formationen (persisch "Kalut" genannt). In diesem Bereich von rund zehntausend Quadratkilometern, haben sich längslaufende Hügelketten durch den stetig aus einer Richtung wehenden Wind aus dem Sedimentgestein geschliffen. Rund 150km lang laufen diese Hügelketten parallel von Nordwesten nach Südosten.
Die Wüste beginnt, die ersten Kaluts kommen in Sicht.
Auf diesem Foto kann man den Verlauf der Hügelketten in etwa erkennen.
Eine beeindruckende Gegend, wenn wir auch mit dem Wetter nicht gerade Glück haben. Durch die Hitze ist es trübe, am späten Nachmittag zieht sich der Himmel zu, so dass leider nix aus Sternenfotos wird (aber durch den fast vollen Mond wäre es dafür eh zu hell gewesen). Noch dazu überrascht uns am späten Nachmittag noch ein kleiner Sandsturm. Nix Aufregendes, doch wir flüchten ins Auto. Heißes Sandstrahlen muss dann doch nicht sein.
Überhaupt die Hitze: Es ist kaum zu beschreiben. Der Thermometer klettert und klettert. Als Spitzenwert sollte er 48,8°C im - nicht vorhandenen - Schatten erreichen. Dazu bläst ein stetiger heißer Wind, eben der, der die Kaluts geformt hat. Selbst nachts um 23 Uhr kommt einem vor, als würde ein Riese mit einem riesigen Föhn hinter unserem Auto stehen und das Ding in Stufe 3 auf uns gerichtet haben.
Kein Fake und der Fühler hängt im Schatten unter dem Auto: 48,8°C
Dazu kommen "technische" Schwierigkeiten: Im Wohnbereich des Fahrzeuges zeigt der Thermometer 45° an. Das "kalte" Wasser aus unseren Wassertanks ist so heiß, dass man gerade so die Finger waschen kann. Unser Kompressorkühlschrank, den wir für viel Geld mit dem Prädikat "tropen- und wüstentauglich" gekauft haben, ist mit seinem Latein und seinen Kühlfähigkeiten am Ende. Charmante 21° C hat er im Innern. Wüstentauglich ist der vielleicht, wenn das Kühlgut bereits kalt ist und man ihn nie öffnet. Wenn man aber am Tag 5 bis 6 eineinhalb Literflaschen mit 45° warmen Wasser hineinstellt, kommt die Kühlung einfach nicht nach.
Alle Metallteile am Fahrzeug sind auch nachts, also lange nachdem die Sonne verschwunden ist, so heiß, dass man unwillkürlich zusammenzuckt, wenn man sie berührt. Eben nicht von der Sonnenstrahlung, sondern von der hohen Lufttemperatur und dem heißen Wind.
Der menschliche Körper kommt mit der Hitze erstaunlich gut klar. Man muss nur genug trinken. Obwohl man literweise Wasser schwitzt, ist man immer trocken, da der Schweiß in der absolut trockenen Luft sofort verdunstet. Ich hatte mir das eigentlich viel schlimmer vorgestellt.
Übrigens haben wir nur ein paar dutzend Kilometer entfernt von dem Ort übernachtet, an dem die bisher höchste Temperatur auf Mutter Erde gemessen wurde: Ein Nasasatellitt hat 2005 nördlich der Kaluts eine Bodentemperatur von 70,8° gemessen, was einer Lufttemperatur von ca. 58°C entspricht. Also nochmal eine Schippe mehr, als wir aushalten durften/mussten.
Und komm mit keiner mit dem unsinnigen Satz, dass es in der Wüste nachts kühl ist. War es noch nie dort, wo wir waren. Hier ist es morgens gegen 5 Uhr am "kühlsten": 33° C. Wie man sieht, hat der Verfasser nicht wirklich gut geschlafen. Trotz all der Widrigkeiten war die Durchquerung der Lut schön und eine besondere Erfahrung.
Kurz vor dem östlichen Rand der Kaluts überquert man noch einen immer fließenden Wüstenfluss, den Shur River. "Fließen" ist etwas übertrieben doch immer wieder steht Wasser im Bachbett, welches an den meisten Stellen weiß ist, vom Salz das beim Verdunsten des Wassers zurückbleibt.
Der Shur River
Beim Übergang von der Wüstensenke zum östlichen Hochland erwartet uns besseres, klares Wetter und ein paar schöne farbige Berge.
Auf der Weiterfahrt im kargen Osten, sehen wir abseits der Straße ein Lager von Nomaden. Wir fahren kurz zu den Zelten hin und dürfen ein paar Fotos machen. Eine Verständigung ist leider nicht möglich.