Zentralasien ist in weiten Bereichen Wüste. Die beiden großen Wüsten Karakum und Kizilkum liegen in den Ländern Turkmenistan und Usbekistan. Getrennt werden beide Wüsten durch eine riesige Oase an den Ufern des Flusses Amudarja, dem fruchtbarmachenden Strom Mittelasiens. An dieser lebenswichtigen Ader haben schon immer Menschen gesiedelt und so war diese Oase inmitten unwirtlicher Wüstengebiete auch wichtige Station auf dem Handelsweg der Seidenstraße.
Im Norden Turkmenistans liegt Konya Urgench. Diese Stadt, die früher Gurgandsch hieß, war bereits im ersten Jahrhundert nach Christus ein bedeutendes Handelszentrum an der nördlichen Route der Seidenstraße. Um das Jahr 1000 wurde Gurgandsch Hauptstadt des Landes Choresm. Zahlreiche prächtige Paläste, Moscheen, Mausoleen, Koranschulen und Bibliotheken wurden gebaut und machten Gurgandsch zu einem Zentrum der islamischen Welt.
Im Laufe der Geschichte wurde die Stadt jedoch mehrfach zerstört. So kam es z. B. im Jahre 1221 zu einem verherrenden Mongolenangriff. Dieser war Vergeltung für die Plünderung einer mongolischen Karawane, die vom damaligen Choresm-Herrscher angeordnet wurde. Die Stadt wurde mongolisch und erhielt ihren heutigen Namen. Rund 100 Jahre später waren die Mongolen weg und die Stadt blühte erneut auf. Doch schon im Jahre 1388 wurde die Stadt erneut vollständig zerstört und dem Erdboden gleichgemacht. Diesmal vom Herrscher von Smarakand, Timur (Tamerlan). Im 16. Jahrhundert begann erneut der Aufbau, doch da der Leben spendende Fluss Amudajar seinen Lauf änderte, gab man die Siedlung endgültig auf. Erst durch den Bau eines Kanals im 19. Jahrhundert wurde die Grundlage für einen Neuaufbau geschaffen. Wie durch ein Wunder konnten trotz der schrecklichen Zerstörungen einige der großartigen Bauwerke die Stürme der Geschichte überstehen, wenn auch nicht in bestem Zustand.
Eine Besonderheit finden wir auf den Friedhöfen der Region. Auch hier war früher ein Zentrum der Feueranbeter, die mit den Toten nicht die heilige Erde veranreinigen wollten. So wurden die Toten überirdisch bestattet. Viele Gräber sind mit aufgestellten Holzleitern ausgestattet. Die dienen dazu den Toten zum Friedhof zu tragen und sollen anschließend den Aufstieg der Seele in den Himmel erleichtern...
Weiter ging es über den uns vorgeschriebenen Grenzübergang bei Dashogus, bei dem es eine unangenehme Begegnung mit einem korrupten Grenzer gab, nach Usbekistan. Immer noch in der Oase Choresm liegt dort, nur wenige Kilometer von der Grenze entfernt, die Stadt Chiwa. Vor vielen Jahrhunderten lebten hier Wissenschaftler von Weltruhm, doch später verfiel die Stadt immer mehr und war bis ins 18. Jahrhundert ein Nest von gefürchteten Karawanenräubern, dass strategisch günstig mitten in der Wüste lag. Ende des 18. Jahrhunderts kam es zu einem erneuten Aufschwung, bei dem die Stadt fast komplett neu aufgebaut wurde. Der Aufbau erfolgte als befestigte Zitadelle und so hat sich hier ein sehr schönes geschlossenes Ensemble erhalten, dass fast wie ein Freilichtmuseum wirkt. Und so bietet Chiwa heute einen anschaulichen Eindruck einer mittelasiatischen Oasenstadt.
Spazieren wir also kurz durch die Stadt Chiwa...