Schon bei der Reiseplanung war die Pamir-Region eines der Hauptziele unserer Reise. Das Pamir-Gebirge liegt im Osten Tadschikistans. Von diesem "Pamirknoten" aus entfalten sich die Hochgebirge Zentralasiens: Himalaya, Karakorum und Hindukusch, außerdem Kunlun- und Tien-Shan-Gebirge. Die höchsten Berge sind über 7000m hoch, aber auch die Täler und Hochebenen dazwischen liegen bereits in großer Höhe, teilweise über 4000m hoch. In der Region leben nur sehr wenige Menschen. Ausschließlich in den Flußtälern gibt es einige Dörfer. Einige wenige Siedlungen liegen auch entlang des "Pamir-Highway", einer Hochstraße, die Tadschikistan mit Kirgistan und China verbindet. Diese Siedlungen sind in sowjetischer Zeit entstanden und dienten ausschließlich der Unterhaltung dieser Piste, deren höchster Pass über 4600m hoch liegt. Von der "Pamir-Hauptstadt" Korough im Panj-Tal führt die Straße östlich ins Gebirge. Wir entscheiden uns aber zunächst am Fluß Panj entlang weiter nach Süden zu fahren und die Südspitze Tadschikistans zu umrunden. Hier liegt der sogenannte Wakhan-Korridor, einst ein wichtiger Verbindungsweg der Seidenstraße, denn auch die Karawanen mussten vor hunderten von Jahren diese hohen Gebirge überwinden. China, der Ausgangspunkt dieser Handelsstraße, liegt nun mal hinter den hohen Gebirgen Pamir und Karakorum, schwierige Hindernisse für die Händler. Der Wakhan-Korridor verläuft zwischen den Gebirgen Pamir und Hindukusch und bildete im Tal des Flußes Panj eine gute Ost-West-Verbindung. Heute verläuft hier die Grenze zwischen Tadschikistan und Afghanistan.
Übrigens hat auch Marco Polo auf seinem Weg nach China denn Wakhan-Korridor durchreist. Hier im Pamir entdeckte er Schafe mit langen gedrehten Hörnern, die in Europa nach ihm benannt wurden: Marco-Polo-Schafe. Hier treffen wir immer wieder darauf. Als Schmuck an Häusern oder Grabstätten.
Wir folgen dem Tal weiter bis zum Dorf Langar. Dort mündete das Pamir-Flüßchen in den Panj, der aus Afghanistan kommt. In Langar verlassen wir das Tal und erklimmen recht schnell 1000 Höhenmeter ins Pamirgebirge. Wir sind gespannt, wie wir die Höhe vertragen. Bisher waren wir auf unseren Reisen nicht höher als 3000m hoch. Hier geht es nun bis über 4600m Höhe.
Ein Ziel im Pamirgebirge war das Naturreservat Zorkul mit dem gleichnamigen See. Vom See aus ging es noch weiter nach Osten, Richtung chinesische Grenze. Bis dorthin lagen rund 200km Piste vor uns, durch eine absolut menschenleere Gegend. Nur drei Hirtenfamilien leben im Sommer in diesem abgelegenen Naturparadies. Der Zugang zum Naturreservat wird vom Militär kontrolliert und man muss pro Tag einen Obolus bezahlen, allerdings im rund 200km entfernten Khorog. Also vorher dran denken, wenn man hierher will.