Juliane und Stefan
Im Juli fand Stefan unser Fahrzeug, das uns in die Welt bringen wird. Bei diesem Angebot das er in E-Bay fand konnte er nicht widerstehen. Stefan als Renault Fan!
Renault TRM 4000, Allrad-LKW, Expeditionsmobil
So war er eingestellt.
Stefan war total begeistert, von dem Auto mit einem Dornier-Shelter, zu einem günstigen Preis. Nur sicher, ob er bieten sollte, war er nicht. Er musste erst seinen Kollegen Markus anrufen. Dieser konnte ihm ja eigentlich auch nicht weiterhelfen, denn technisch verstand Markus nur geringfügig mehr von dem Auto, als ich. Es wurde Zeit sich zu entscheiden, der Renault war mit Sofortkauf eingesetzt. Wir konnten also nicht lange warten, bieten oder nicht. Stefan wollte das Auto und ich glaube an Stefan`s Geschick, dieses Unikum für die Reise fit zu machen. Also drückte ich die Maustaste und auf dem Bildschirm erschien: Auktion wurde mit Sofort-Kauf beendet.
Wir hatten einen Renault TRM 4000, Allrad-LKW ersteigert.
Techn. Daten:
Hersteller: Renault
Modell: TRM 4000 4x4 (Saviem SM8)
59.700 Km, Baujahr 1988, 103 kW, Anzahl der Achsen 2, Schaltgetriebe, Diesel, Fahrzeuglänge 660 cm, Fahrzeugbreite 241 cm, Fahrzeughöhe 280 cm, Fahrgastplätze 2, Leergewicht: 5,5 t, zul. Gesamtgewicht: 11 t, ohne technische Änderungen auf 7,49 t abgelastet, MAN- Reihensechszylinder und MAN-Getriebe, Hubraum 5488 ccm, Pritsche 448 x 232 cm Innenmaß, Einzelbereifung: 12.00 x 20, Servolenkung, Isringhausen Schwingsitz (Fahrer), Grammer Schwingsitz mit Armlehnen (Beifahrer), 5 Ganggetriebe + Allradantrieb mit Geländereduktion, Sperrbare Hinterachse, Kippbares Führerhaus, Natoanhängerkupplung, 2 x 125 AH Starterbatterien, Keilriemen doppelt, Tankvolumen 100 l, hochgelegter Luftansaugstutzen mit Wüstenfilter.
Mängel: Drehzahlmesser funktioniert nicht, Luftdruckanzeige auch nicht, hat allerdings 3 Luftdruckanzeiger, die alle Funktionen überwachen und funktionieren, kein Schlüssel für die Türschlösser des Fahrerhauses.
Dornier Shelter:
Funkkoffer der Bundeswehr, Baujahr 1978, Länge 425 cm, Breite 220 cm, Höhe 212 cm, Leergewicht 0,8 t, Sicherheitsschloss, Bundeswehr Aluleiter variable Länge, Bundeswehr Verzurrketten mit Federelementen, Bundeswehr Türvorzelt Verdunkelungsplane und Gestänge.
Das ist er also. Nun mussten wir ihn noch abholen. Er stand in Hamburg. Wir vereinbarten mit dem Verkäufer das ersteigerte Objekt 14 Tage später bei ihm abzuholen. Denn schon am nächsten Tag fuhren wir unsere letzte Tour mit unserem Pick-up und der Wohnkabine. Gen Osten und am Ende der Fahrt warteten unsere Freunde bei Sahara-Willy auf dem Treffen in Wetzlar.
Die Fahrt nach Hamburg machten wir mit dem Zug, das ist gar nicht schlecht, und wenn man früh genug bucht, auch noch günstiger als mit dem PKW. Die 6-stündige Zugfahrt verkürzten wir uns mit einem ausgiebigen, leider teuren, Frühstück. Am Bahnhof Hamburg kam uns der Verkäufer unseres Reisemobils abholen. Ohne rote Rose am Revers erkannte er uns und wir ihn sofort. Unser Verkäufer hieß auch Stefan und war sehr nett. Wir fuhren mit seinem Auto quer durch Hamburg und nach kurzer Zeit waren wir bei ihm zu Hause. Hamburg auswärts fahren und man landet „hinterm Deich“. Also das war echt faszinierend, erst die Großstadt und plötzlich bist du mehr „auf dem Lande“, wie du es dir vorstellen kannst.
Da stand er: der Renault TRM 4000.
Der erste Eindruck jagte mir schon einen kleinen Schrecken ein, er war so groß und grün. Stefan fing sofort an ihn zu inspizieren. Er fand, dass er gar nicht so viel Rost hatte und auch wirklich noch gut aussah. Nach etwa einstündiger Kontrolle, war er davon überzeugt, das er genau so war, wie der Verkäufer ihn beschrieben hatte und wir keinen Fehler gemacht hatten.
Der Kaufvertrag und alles übliche war schnell erledigt und wir wieder um einiges ärmer, oder reicher? Wir werden sehen. Erst musste uns der LKW noch mal nach Friedrichsthal zurückbringen, dafür hatten wir eineinhalb Tage Zeit und die ADAC-Karte im Gepäck. Sogar das mitgebrachte Navi funktionierte und los ging es erst einmal zur nächsten Tankstelle. Knapp 100 l Diesel, mich erschreckte die Rechnung nicht, fuhr ich doch schon einige Jahre unseren Pick-up, der auch sehr durstig war. Die Autobahnauffahrt war auch schnell gefunden und so ging es zurück in die Heimat.
Er lief ruhig, wenn man das so sagen darf. Der Motor surrte ohne Klopfen oder andere komische Geräusche, so laut, dass Stefan und ich uns anschreien mussten, wenn wir miteinander reden wollten. Die Geschwindigkeit belief sich auf etwa 80 Stundenkilometer. Immerhin, wir hatten nicht damit gerechnet, dass er so zügig lief, bergrunter wurde er sogar noch schneller. Während der Fahrt wurden schon Pläne gemacht, in Puncto Schalldämmung. An diesem Tag musste erst einmal eine Wolldecke reichen, die wir über die Motorabdeckung gelegt hatten. Langsam Kilometer um Kilometer fraß sich der Dicke in Richtung Friedrichsthal.
Zwischendurch machten wir Pause auf einem Parkplatz eines Aldi-Marktes. Nach der Pause versuchte ich das Geschoss auf dem Parkplatz zu fahren. Ich musste mich mit meinem ganzen, nicht gerade geringen Körpergewicht auf die Kupplung stellen, um diese nach unten zu bewegen. Lenken und Schalten war kein Problem, das ging leichter als ich gedacht hatte. Nur nach zweimal Kupplung treten bekam ich einen Krampf in den Fuß. Da muss unbedingt was geändert werden, ich will auch fahren.
Bis zum Abend erreichten wir Göttingen und Stefan war auch ziemlich geschafft. Die Sitze sind bequem, aber die Kupplung und vor allem die Lautstärke sind sehr anstrengend. Wir übernachteten auf einem Firmenparkplatz. In der Dornier-Kabine war noch ein Bett und eine Spüle, so hatten wir einen guten Schlafplatz. Da wir nicht damit gerechnet hatten, hatten wir unsere Schlafsäcke mitgenommen und konnten diese gut als Decken nutzen. Licht gab es nicht, doch unser Verkäufer hatte uns eine Packung mit einhundert Teelichtern und ein Feuerzeug da gelassen. Wir entzündeten ca. 20 Teelichter und öffneten noch eine Flasche Wein, das ganze musste gefeiert werden. Die Kabine ist zur Zeit innen ganz orange gestrichen und durch die Teelichter entstand eine romantische Atmosphäre, die gar nicht mehr zum Aushalten war. Nach nicht einmal einer halben Flasche Wein war ich eingeschlafen.
Am Morgen gegen 8.00 Uhr wurden wir wach und hatten gut geschlafen. Die Kabine war innen von tausend Wassertropfen an Decke und Wänden übersät, obwohl einige Lüftungslöcher vorhanden sind. Na ja es muss noch viel daran gemacht werden, eigentlich muss sie noch vollkommen hergestellt werden. Wir fuhren erst einmal weiter, bis zu einer Raststätte und frühstückten ausgiebig. Danach ging es weiter. Der Große lief und lief und Sonntagnachmittag hatten wir Friedrichsthal erreicht.
Wir errechneten für die Strecke von Hamburg bis Friedrichsthal einen Durchschnittsverbrauch von ca. 22 l Diesel. Für die ersten zwei Wochen konnten wir ihn in einer Halle von Bekannten unterstellen. Denn in Stefans Werkstatt stand noch unser Ducato, der erst abgeholt werden musste. Als wir den Renault umrangierten stellte ich fest, das er aussah wie eine Heuschrecke mit seinen abstehenden Spiegeln, die wie Fühler aussahen. So bekam unser Reisemobil seinen Namen: FLIP.
Bevor Flip in die Halle konnte mussten wir den Dornier-Shelter abladen, mit der Kabine war er zu hoch. Gelöst war die Kabine sehr schnell und einfach, ein geniales System, diese Verzurrketten mit Federelementen. Mit einem kleinen Gabelstapler, dessen Gabeln wir quer unter die Kabine fuhren und rechts ich und links der Schwiegervater, als Gegengewicht, wurde die Kabine von der Pritsche abgehoben und in den Eingang der Halle gestellt. Mit dem Wagenheber hoben wir die Kabine an und stellten an jede Ecke einen kleinen Rollwagen. So schoben wir die Kabine auf ihren Restaurationswarteplatz. Flip kam auf den Hallenarbeitsplatz, wo er jetzt seit Oktober auf seine Reparatur und Restauration wartet.
Ich bin zuversichtlich, das wir im nächsten Jahr mit Flip und einem Wohnwagen, der vorübergehend auf die Pritsche kommt, auf Tour gehen werden.