Schon immer waren die Menschen bestrebt, dem Staat nicht zu viel Abgaben leisten zu müssen. In Grenzgebieten waren daher zu allen Zeiten Schmuggler aktiv. So auch zwischen Andorra und Spanien.
Auch heute lohnt es sich für Spanier und Franzosen in dem kleinen Bergstaat Andorra auf Shopping-Tour zu gehen. Vor allem Treibstoff, Zigaretten und hochprozentiger Alkohol sind in dem Zwergstaat deutlich günstiger als bei seinen Nachbarn. Andorra gehört allerdings nicht zur EU und somit gelten strikte Begrenzungen für die Einfuhr dieser Waren nach Spanien oder Frankreich. Ob der alte Schmugglerpfad, den wir uns für die Überquerung der Pyrenäen ausgesucht haben, auch heute noch aktiv für Schmuggel genutzt wird, können wir nicht mit Bestimmtheit sagen. Wahrscheinlich nicht, ist diese reizvolle Strecke doch schon lange kein Geheimtip mehr. So sind uns dort etwa 10 Allradfahrzeuge und 4 Enduros begegnet. Die Hälfte der Autos gehörte allerdings zu einer kleinen Europa-Rallye, die diesen "geheimen Schmugglerpfad" auch auf dem Programm hatten. Eigentlich alle waren erstaunt, was wir mit so einem großen Auto hier machen (Thema LKW siehe unten).
Zunächst geht es in Andorra über eine gut ausgebaute Teerstraße aus der Hauptstadt Andorra la Vella nochmal rund 1000m nach oben und man erreicht den höchsten Punkt der Strecke mit rund 2300m direkt an der Grenze zu Spanien. Bis hierhin fährt man auch auf Teer, wenn auch für das letzte Stück eine Warnung besteht, hier nur bei ordentlichem Wetter zu fahren. Auf der spanischen Seite beginnt dann die Schotterpiste. Diese schlängelt sich in vielen teils engen Kurven zu Tal. Die Strecke ist holperig und an manchen Stellen gibt es tiefer ausgefahrene Spurrillen. Insgesamt ist die Strecke nicht sonderlich schwierig zu fahren. Bei oder nach starkem Regen, es es sicher nicht sinnvoll hier fahren zu wollen.
Die Landschaft ist hier traumhaft schön. Umgeben von 2500m hohen Bergen, die schroff in den Himmel ragen, weiß man kaum, wohin man schauen soll. Für den Fahrer empfiehlt es sich jedoch die Piste im Auge zu halten, was durchaus schwer fällt.
Plätze zum Übernachten sind rar, bedingt durch die Enge und eher vertikale Landschaftsform. Aber eine handvoll Plätze finden sich durchaus.
Nach etwa 10 abwechslungsreichen Kilometern erreichen wir den halbverlassenen Weiler Tor (von 6 Häusern sind 2 bewohnt) mit seiner kleinen schmucken Kirche.
Etwas weiter unterhalb kommt dann die erste von einer handvoll Brücken und hier beginnt auf spanischer Seite dann auch der befestigte Teil der Straße (Beton). Auch hier ist der Weg noch sehr eng. Begegnungen mit einem entgegenkommenden Fahrzeug erfordern Aufmerksamkeit. Weitere etwa 10 Kilometer weiter erreichen wir beim Ort Alins wieder die "normale" Straße.
Grundsätzliche Fahrhinweise (LKW):
Das Passieren entgegenkommender Fahrzeuge verlangt Aufmerksamkeit auf beiden Seiten, ist aber an vielen Stellen möglich. Zwei sich begegnende LKWs dürften jedoch an den wenigsten Stellen aneinander vorbeikommen. Hier müsste wohl einer ein gutes Stück rückwärts fahren.
Wir sind die Strecke mit unserem Allrad-LKW gefahren (11to, 7m lang, 2,30m breit, 3,60m hoch, Radstand 3,60m). Unseres Erachtens stellt das auch die Grenze des sinnvoll Machbaren dar. Letzendlich ginge es auch vielleicht noch mit einer Nummer größer, aber dann muss man schon schmerzfrei sein. In einigen Spitzkehren mussten wir rangieren und vor allem unterhalb von Tor ist der Weg eng und von Bäumen überwachsen. Wer also Angst um seinen Wohnkoffer hat und Kratzer fürchtet, ist hier fehl am Platz. Uns hat es ein Spiegelglas gekostet. Die Brücken sind übrigens für 16to freigegeben, das haben wir aber erst am Ende der Strecke auf einem Schild gesehen (bis dahin war mehr Augen zu und drüber…).
Fazit: Wir hätten uns mit unserem Buschtaxi hier wohler gefühlt.
Der Einstieg für Fahrzeuge über 3,5to ist übrigens nicht in Andorra la Vella selbst, sondern ein paar Kilometer vorher (aus Frankreich kommend). Grundsätzlich ist das Fahren der Strecke erlaubt (auch über 3,5to).