Nachdem wir „Getafe“, das „Gewerbe-Ballungsgebiet“ von Madrid nach einer Irrfahrt hinter uns hatten, waren wir ganz schön genervt.
Wir entschieden uns einen Teil Autobahn zu fahren. Denn überall, wo wir hinwollten, um per Landstraße in Richtung Kastillien-La Mancha zu kommen, war die Einfahrt über 3,5 T untersagt. Manchmal hielten wir uns auch an die Anweisungen, obwohl es nicht immer Sinn macht. Spanien bekommt irgendwoher günstig Straßenschilder, die dann auch alle aufgestellt werden.
Am frühen Nachmittag erreichten wir „Villarubia de Santiago“, dort war auf der Karte eine Kapelle eingezeichnet, die fuhren wir an um dort den Nachmittag und die Nacht zu verbringen. Mitten im Nichts, steht eine Kapelle, die von außen gar nicht so aussieht. Sie wird täglich von Juan, zu den am Eingang stehenden Öffnungszeiten geöffnet und geschlossen. Juan erzählte mir, das das einzige Wort das er auf deutsch wüsste „Hans“ wäre, sein Name. Wir unterhielten uns, mit viel Spaß, mit Händen und Füßen. Er erlaubte uns auch vor der Kapelle über Nacht zu bleiben, was sehr von Vorteil war. Denn dort gab es vollausgestattete Toiletten, mit Bürste, Seife und Handtrockner. Vor allem die Bürsten und die Seife sind auf spanischen Toiletten Mangelware. In der Kapelle spendete Stefan 10 Cent, womit er zwei Kerzen, die ganz moderne LED-Kerzen, waren an. Witzig eine Kerze 5 Cent.
Auf der Strecke die wir von Madrid wegfuhren, haben sie eine neue Bahn- und Autobahnstrecke gebaut. Witzigerweise haben sie über die Bahnstrecke Brücken für die Bauern gebaut, die aus Schotterpisten bestehen. Wie fast überall herrscht auch hier Wassermangel. Die Region versuchte sich zu helfen und baute 1979 einen Bewässerungskanal, den „Canal Traverse Tajo-Segura“. Er wurde nach 10 Jahren Bauzeit fertiggestellt, und ist über 286 Km lang. Dieses Wasserbauprojekt ist das bisher größte in Spanien und führt durch Kanäle und Aquädukte.
Dieser Bewässerungskanal sollte eigentlich auch den Stausee füllen, an dem wir in der Nacht, nahe „Cuenca“, standen. Doch dieser Stausee war fast leer, so wie der Kanal hier auch. Trotzdem wird hier exzessiv Landwirtschaft betrieben. Obst, Safran, Zwiebeln, Auberginen, Champignons, Knoblauch und Wein, alle diese Dinge werden hier angebaut. Auf der langen Strecke, die wir am Kanal vorbei kamen, führte er doch zwischendurch wieder Wasser.
La Mancha berühmt für seine Windmühlen und seinen Held. Ich bin mir aber nicht sicher, ob alles wahr ist, was so über Don Quijote erzählt wird. Wir haben zwar Windmühlen gesehen, doch an keiner kämpfte Don Quijote. Die Menschen hier lieben ihn aber. Überall gibt es Schilder mit seinem Namen, Straßen die nach ihm benannt sind, Gastronomie und Dorfsääle.
Auf jeden Fall waren die Windmühlen in La Mancha ein schönes Fotomotiv, oder nur weil unser Flip daneben stand?
In Belmonte waren wir zur Faschingszeit, dort hatten wir ein Plakat entdeckt, auf dem eine Faschingsveranstaltung angepriesen wurde. Vielleicht hätten wir auf diesem Fest einen Don Quijote entdeckt, oder sogar mehrere? Dort sahen wir nämlich auch die ersten Windmühlen. Zuerst wollten wir direkt an einer Mühle unser Lager aufschlagen, doch der Wind war sehr stark und verübelte uns den Aufenthalt an diesem schönen Platz. Na ja wenn man ein wenig überlegt, wenn es dort keinen Wind geben würde, hätten sie sicher die Windmühlen woanders aufgebaut. Auf der Anhöhe San Cristobal, beim Castillo fanden wir auch einen guten, vor allem windstillen, Platz.
Die Mittelalter Burg wollten wir unbedingt besichtigen. Das Schloss ist toll restauriert und verfügt über eine Ausstattung, wie man es sich aus dieser Zeit vorstellt. Die Festung aus dem 15. Jahrhundert war in einigen Filmen, die im Mittelalter spielten Filmkulisse. Tolle Stuckarbeiten, Deckenarbeiten aus Holz und Stein sind zu sehen. 9,-- Euro Eintritt war uns die Besichtigung wert, obwohl die Guides nur in Spanisch und Englisch zur Verfügung standen.
Nach der Besichtigung des Castillos hatten wir uns gegen die Trockentrenntoilette entschieden. Es geht auch einfacher.
Während unserer Tour durch Spanien hatten wir von den „verlassenen Orten“ gehört. Eine Auflistung fanden wir im Internet. Tatsächlich lag ein Ort auf unserer Fahrtstrecke. „Villar de Cantos“ hat zur Zeit 4 Einwohner, so schreibt Osmand. Als wir durch den Ort spazierten spielte ein etwa 4 jähriges Kind vor einem der Häuser. Es sah uns und war verschwunden, wir hörten noch eine weibliche Stimme, aber zu sehen bekamen wir sonst niemanden. Der Ort wirkte wirklich sehr verlassen, trotz dem waren an 4-5 Häusern relativ neue Tore zu sehen. Auch der Kinderspielplatz war neu gestaltet und eine neue Stromversorgung. Die Kirche war verschlossen und sah so aus als würde schon lange niemand mehr zum Beten gehen. Es war interessant durch diesen kleinen Ort zu gehen. Wenn man sich vorstellt ein ganzer Ort für 4 Einwohner. Wir waren aber nicht sicher, ob das so stimmt. Als wir den Ort verließen, arbeitete ein alter Mann auf dem Feld. Ein kleines Kind, eine Frau und ein alter Mann, das passte nicht so in unser Bild. Sicher leben doch noch mehr Menschen dort. Schade das niemand da war den wir fragen konnten.
Unsere Fahrt führte uns am Rio Jucar entlang. Er führte sogar Wasser. Viele Flüsse, die auf der Karte eingezeichnet sind, waren ohne Wasser. Einige auch sicher schon sehr lange, denn in einem Flussbett hatten wir sogar ein Fußballfeld gesehen. Trotz des Wassermangel gibt es hier sehr viele Weinfelder, Olivenhaine, Mandelbäume, die auch hier noch über die Kanal Traverse versorgt werden. Heute sind die Felder mit Bewässerungsschläuchen zugelegt. In früheren Zeiten waren kleine Viadukte über die Felder gebaut, aus denen der Bauer das Wasser für die Felder entnahm. Wir fuhren zwischen vielen Feldern auf kleinen Wegen, entlang am Rio Jucar. So kam es das wir auch einmal vor einer kleinen Brücke standen, die leider nicht unserer Wagenbreite und vor allem nicht unserer Gewichtsklasse entsprach. Dann war es aber sehr angenehm zu denken: „Na und, wir haben Zeit, es ist egal, schöne Ecke hier, drehen wir halt und nehmen einen anderen Weg.“ So fanden wir aber auch unsere schönen Stellplätze. Wie auch dieses Mal, am Ende einer Serpentinenstraße, auf einer Anhöhe über „La Joquera“ zwischen alten, verfallenen Ställen.
Die Landschaft war aber auch sehr oft zugestellt mit Windrädern. Irgendwie auch verständlich, wenige Menschen fühlen sich hier durch sie gestört. Wenn sie in Betrieb sind bringen sie Erträge für die Landbesitzer und machen nicht viel Arbeit. Denn in diesen Ecken Land zu bestellen ist Knochenarbeit. Wir haben oft gerechnet wie viel Geld hier steht. Ein Windrad ist richtig teuer, da muss der Wind schon viel Strom machen, damit sich das rechnet. Gut das der Wind nichts kostet und hier auch gerne weht.
Schöne Bilder, bin mal auf die weiteren Berichte gespannt. 🙂
Prima eure Berichte!