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Heimreise in „Corona-Zeiten“

Nach 4 Wochen absolutem Stillstand in Spanien entschlossen wir uns, etwas früher Richtung Heimat zu starten.

Das Internet und Freunde hatten uns auf eine stressige, durch die Behörden kontrollierte Rückfahrt, vorbereitet. Formulare ausdrucken, täglich neu ausfüllen und auf dem Handy bereithalten. Das mit dem Ausdrucken war natürlich nicht möglich. Spanien hatte alle Geschäfte außer Lebensmittelgeschäfte geschlossen. So schrieb ich die Formulare für jeden von uns auf französisch ab. Ok wir hatten ja Zeit. Die Formulare für den täglichen Ausgang konnte man sich ja gut laden, den auch in den einsamsten Gegenden gab es LTE.

kostenloser Wasserhahn am Calla del Plomo

Noch ein letztes Mal Wasserfüllen an unserer Wasserstelle, vollgetankt waren wir ja noch. Diese Wasserstelle liegt etwa 5 km vom Calla del Plomo Strand. Zwischen 3 Palmen an einer Mauer befindet sich ein Wasserhahn. Schon zum 3. Mal füllten wir unsere Tanks, für lau. Das gefiel uns gut. Noch einmal zum günstigen Einkaufsmarkt zum Großeinkauf und dann Richtung Norden.

Am Markt trafen wir noch andere zurückgebliebene Globetrotter. Sie blieben in Spanien und würden die Ausgangssperre ausharren.

andere bleiben und harren der Dinge


Wir würden die Heimfahrt nicht im langsamsten, aber auch nicht im schnellsten Modus angehen. Geplant hatten wir auf kleinen Straßen, solange es ginge nach Hause zu fahren. Angeblich würde man angewiesen werden auf Autobahnen und Nationalstraßen den Heimweg anzugehen. Solange wir nicht geschickt wurden fuhren wir, wie wir es wollten. Lorca war unser erstes Ziel um bei einem Reifenhändler die Reifen auf den Felgen drehen, und die Vorderräder mit den Hinterrädern zu tauschen. Dauerte zwar ein paar Stunden länger, bis wir an der Reihe waren, trotz Termin, doch dafür war es günstig. Bei Abanilla fanden wir einen schönen Schlafplatz zwischen tollen Olivenhainen, in denen wir unsere erste Schlange in Spanien sahen.

Treppennatter?

Stefan traute sich ziemlich nah an die Treppennatter ran, ich nahm die Beine in die Hand und erfreute mich an den tollen Bäumen.

Olivenbaum innen alt außen jung

Aber auch Dinge die uns beide gefielen und die wir bedauerten nicht mitnehmen zu können, warteten in den Hainen auf ihre Retter.

wir hätten ihn mitgenommen, leider hatten wir keinen Platz

Zum ersten Mal mit der Guardia Civil in Kontakt kamen wir am nächsten Nachmittag. Wir hatten uns den falschen Platz gesucht. Die Stelle für die Nacht gedacht, gehörte einem Bauern, der nicht ganz damit einverstanden war, das wir auf seinem schönen Hügel standen. Er kam am Nachmittag in Begleitung von 2 Beamten der Guardia Civil und fragte wie lange wir hier stehen wollten. Wir erklärten wir wären auf der Heimreise und wollten nur diese ein Nacht hierbleiben, wenn wir dürften. Er erlaubte uns bis zum nächsten Tag am Mittag zu bleiben, sollten aber den Platz sauber hinterlassen. Selbstverständlich für uns.

nette Beamten und ein freundlicher Bauer
Feld vom Bauer mit lila Mohnblumen

Auch auf der Heimfahrt hielten wir Ausschau nach verlassenen Häusern die man „beschnusen“ könnte. Vor Jarafuel war es mal wieder soweit. Als wären die Bewohner noch nicht lange weg, konnten wir ein einsames Haus innen durchstöbern.

die Tischdecke lag noch auf
Schubladeninhalt

Wenn man die Strecke auf Nebenstraßen angeht kommt man an vielen Orten vorbei, die nicht in Reiseführer aufgeführt sind. Vor Villastar kamen wir an Höhlen direkt an der Straße vorbei. Die Höhlen sahen aus als wären sie einmal bewohnt gewesen. Zumindest in den letzten Jahren wurden sie auch als Lager genutzt.

kein Ureinwohner der Höhle

Ein alter Ölkanister den wir als Dekoration mitnahmen enthielt noch ein paar andere Bewohner dieser Höhlen. Sie konnten leider das Etikett nicht lesen, sonst wären sie nicht hineingekrabbelt.

Vorwitz kann tödlich sein, Inhalt des gefundenen Ölkanisters

Nicht nur Höhlen und alte Häuser die nicht mehr bewohnt werden, bekamen wir zu sehen. Viele Bahnhofsgebäude, die wirklich schön anzusehen sind, standen leer und würden sicher tolle Wohnhäuser ergeben. Leider sind aber auch die Bahnstrecken oft eingestellt und somit das Leben aus der Gegend verschwunden.

tolles Bahnhofsgebäude

Erinnerung an die Bahnstrecke

Auch die Menschen die hier noch leben trauern ihrer Bahnlinie nach und haben ein schönes Denkmal mit der Eisenbahnbrücke, die sie noch erhalten haben, geschaffen.

Am folgenden Abend wurden wir zum ersten Mal auf einem ausgesuchten Platz weggeschickt. Am Nachmittag hatten wir diesen Platz gefunden und erst einmal eine ausgiebige Dusche im Außenbereich genommen. Danach gingen wir trotz Ausgangssperre noch ein paar hundert Meter spazieren. Da hatten wir eine tolles Erlebnis. In freier Natur bekamen wir ein „Rudel“ Steinböcke zu sehen. Sie ließen sich lange Zeit nicht durch uns stören.

tolles Erlebnis

Doch irgendwann liefen sie in den Wald zurück. Das veranlasste uns dazu zurück zum Auto zu gehen. Dort standen zwei Polizisten, die uns erklärten, das wir hier nicht stehen könnten. Glück gehabt, das sie nicht eine Stunde früher vorbeikamen. Dann hätten sie uns sicher wegen öffentlichem Ärgernis inhaftiert. Sie versuchten uns zu erklären, das es in der Nähe einen Platz geben würde, auf dem wir die Nacht verbringen könnten. Leider verstanden wir die Beschreibung dorthin nicht. So kam es dazu, die netten Beamten eskortierten uns zu dem Platz und wünschen uns eine gute Nacht und Weiterfahrt.

Weiter ging es über die N 211 an Alcaniz vorbei. Das ist sicher eine schöne Stadt. Da Corona uns, aber wegen der Ausgangssperre, den Besuch nicht gestattete fuhren wir noch etwas weiter und fanden bei Torrejon ein Naturschutzgebiet das zu dieser Zeit voll mit Wespenbussarden war. Wir fuhren ziemlich weit in das Gebiet hinein und benutzten Wege die schon sehr lange niemand mehr benutzt hatte.

hier kam sicher keine Polizei vorbei

Ich versuchte Bilder von den Bussarden zu machen, kraxelte dafür auf die Höhen, die rundherum waren, und wartete. Doch keiner der Bussarde ließ sich von mir fotografieren. Bis ich oben war und die Kamera schussbereit hatte waren sie weg, oder so weit oben, das meine Kamera nicht mithalten konnte.

ich sehe die Bussarde

Täglich ging die Fahrt Richtung Heimat weiter, ohne zwischendurch zu stoppen um etwas anzuschauen. Deshalb fuhren wir täglich nicht viele Kilometer um früher an unseren nächtlichen Stellplätzen anzukommen, um diese etwas zu erkunden. So waren wir an einem Nachmittag an einer Kapelle. Diese war geschlossen, doch war dort reges Treiben. Wortwörtlich wurde der Platz um die Kapelle für reges Treiben benutzt. Na na na und das am Gotteshaus, vielleicht hilft das aber um schneller an Nachwuchs zu kommen? Wir fanden immer interessante und wunderschöne Plätze. Bei Bassilla einen tollen See, ein Stausee vom „El Segre“.

Stausee vom "El Segre" bei Bassilla

Dort war am Morgen großes Geplätscher im See, wir konnten es nicht fassen. War ganz Spanien an diesen See zum Schwimmen gekommen? So hörte es sich an. Als wir zum See hinuntergingen waren dort hunderte von Graskarpfen am Laichen. Sie waren so nah am Ufer, man hätte sie mit den Händen fangen können. So ein Schauspiel hatten wir noch nicht gesehen.

Graskarpfen beim Laichen

Nach 10 Tagen Rückreise hatten wir die französische Grenze fast erreicht. Richtung Puigcerda bei dem Ort „All“ am „Le Segre“ blieben wir noch eine Nacht in Spanien. Wobei man sich hier hätte gut vorstellen können, man wäre in der Schweiz. Weite Wiesen mit Kühen und die Pyrenäen im Hintergrund.

Blick auf die Pyrenäen

Ohne jegliche Kontrolle waren wir auf einmal in Frankreich. Bei Axat fuhren wir eine richtig unheimliche Straße. Ganz eingekesselt von großen Felsen machten wir uns Gedanken, ob wir in der Höhe und Breite an den Felsen vorbeikämen.

bei "Axat"

An der „Aude“ vorbei waren viele kleine Orte die hier in den Pyrenäen „Rafting“ als Touristenmagnet betreiben. Doch in der Quarantänezeit, die zur Zeit war, gab es keine Touristen. Schlecht für die Leute aus den Dörfern, top für uns. Wir hatten diese tolle Gegend ganz für uns. Auch konnten wir ungestört in einem alten Eisenbahntunnel rumlaufen.

alter Eisenbahntunnel an der "Aude"

Der Ort „Belmont sur Ranc“ bleibt uns in sehr guter Erinnerung. Auf der Strecke bis dorthin konnten wir keine Möglichkeit zum Wasserfüllen finden, so fuhren wir in den Ort „Belmont“ auf den Wohnmobilstellplatz. Der Platz ist kostenlos und sie haben eine Wasserversorgung. Leider war die Wasserzapfstelle noch außer Betrieb. Sie sollte zum 31. März wieder in Betrieb genommen werden, nach der Wintersaison. Komischerweise war schon Mitte April. Gegenüber des Platzes war direkt das Rathaus und dort stand die Tür offen, so daß wir dort nachfragen wollten. Trotz offener Tür war leider kein Mensch zu sehen. Nebenan war eine Bank, der dortige Angestellte fragte, ob er helfen könne. Wir schilderten unser Leid und er telefonierte mit jemandem aus dem Rathaus und versicherte uns das gleich jemand käme, der das Wasser in Betrieb setzen würde. Nicht zu glauben, 10 Minuten später war der örtliche „Meister Röhrich“ zur Stelle und brachte die Anlage zum Laufen, und das am Freitagnachmittag um fast 18 Uhr. Wir sind sicher bei uns hätte man uns auf den kommenden Montag vertröstet. Danke an den netten Herrn von der Bank, der angerufen hat und diesen tollen Monteur. Die Weiterfahrt führte uns ca. 20 km direkt durch die Schlucht des Tarn, direkt am Fluss entlang. Eine tolle Strecke, die uns aber auch bei ein zwei Tunnel, die wir durch mussten, ins Schwitzen brachte. Passt?, Passt nicht?

hat gepasst

Hat gepasst, noch alles dran, keine Schrammen, keine Verluste. Zu Beginn der Strecke, die keine Abfahrmöglichkeit hatte stand nirgendwo etwas, das es eine Höhenbegrenzung gibt. Noch mal Glück gehabt, das unser Flip nur 3,55 hoch ist. Die Strecke durch die „Gorges du Tarn“ hat uns aber sehr beeindruckt.

Schlafplatz an der "Tarn"

Bei „Bourg en Bresse“ gab es einen See, der „Lac Concours“ den wir als Stellplatz für die Nacht wählten, weil der Name wie die Faust aufs Auge passte. Außerdem war es ein schöner Platz. Die Natur hatte hier freies Spiel und vereinnahmte sogar die Angelverbotsschilder.

Symbiose"
einfach nur schön

Richtige Lust nach Hause zu fahren hatten wir nicht. Trotzdem fuhren wir täglich etwa 100 km. Es war aber auch komisch. Man durfte ja nicht ohne triftigen Grund draußen rumlaufen, und Sehenswürdigkeiten und ähnliches waren geschlossen. Wir kamen in der Gegend der „Doubs“ vorbei, was beim einfachen durchfahren auch schön war. Wenn wir gegen Mittag einen Platz fanden, konnten wir auch keinen Tisch und Stuhl nach draußen stellen. Es war ja verboten sich draußen aufzuhalten. So kam es das wir schon Anfang Mai in Deutschland einfuhren. Komischerweise ging auch das ohne Probleme. Die nette Dame am Zoll schaute sich unsere Ausweise aus einer Entfernung von 3 Metern an, sie hatte wohl Augen wie ein Lux. Ihr gefiel unser Auto so gut, das sie vor lauter Staunen wohl eine richtige Kontrolle vergaß. Wir beschlossen nicht auf direktem Weg nach Hause zu fahren. Wir besuchten noch Freunde im Schwarzwald, und bei Karlsruhe, sowie das Technik-Museum in Sinsheim und lungerten noch ein paar Tage so rum.

nicht schlecht Herr Specht
nur Wasser getrunken
wirklich kein Alkohol im Spiel

In der Zeit von Anfang Januar bis Anfang Mai fuhren wir 6880 Km. Nicht nur Corona hat uns unser Ziel Portugal nicht erreichen lassen, auch unsere Reisegeschwindigkeit hat dies verhindert. Oft waren wir mit 30 Km/h unterwegs und auch weniger. Autobahnen sind wir so gut wie gar nicht gefahren. Immer Landstraßen und auch Pisten und kleine Wege. Das erfordert Zeit, die wir ja eigentlich hatten. Die Reise hat viele tolle Eindrücke hinterlassen, sowie uns eine gewisse Gelassenheit gelehrt. Unser Flip hat uns ohne Schäden über die gesamte Strecke begleitet. Wir freuen uns auf unsere nächste Fahrt, haben aber noch kein neues Ziel ins Auge gefasst. Die Entscheidung dazu fällt kurzfristig, sobald Corona nicht mehr alles einschränkt.

Ein Gedanke zu „Heimreise in „Corona-Zeiten“

  1. Alina

    Hallo ihr lieben. Wir haben eure Flaschenpost heute gefunden. Am Strand von Elea. Wie schön eure Nachricht erhalten zu haben. ALLES LIEBE Alina Jason Costa Illiana und Kinder.

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