Im Oktober 2021 starteten wie in Idar Oberstein zu unseren nächsten Tour. Endlich. Corona hatte vieles verändert, so mussten wir lange warten, bis wir wieder „ufftour“ gehen konnten. Wir haben uns vorgenommen bis April 2022 über Österreich, Ungarn, Serbien, Mazedonien nach Griechenland, und über Albanien, Montenegro, Kroatien, Slowenien, Österreich wieder zurück, unterwegs zu sein. Wobei auf dieser Tour das Augenmerk auf Griechenland liegen wird.
Doch bevor es richtig los gehen kann, müssen wir uns erst um unsere Innenraumheizung kümmern. Seit sie verbaut wurde funktioniert sie nur ohne „Höhensensor“. Vielleicht kann uns der Bosch-Service in Ludwigshafen helfen, der liegt auf dem Weg. Der hilfreiche Chef leiht uns bis zum nächsten Tag einen Sensor, den er gerade da hat. Leider funktionierte das auch nicht. Wieder versucht Stefan jemanden beim Hersteller zu erreichen und siehe da, der Mann am Telefon weiß plötzlich, das der Softwarestand vom Bedienteil nicht mit der Software vom Sensor zusammenarbeitet. Das ganze Zusammenspiel ist Baujahrabhängig. Wir wieder zu dem netten Herrn, und der hat uns das baujahrpassende Teil innerhalb von 3 Stunden bestellt und am Ort verkauft. Eingebaut und alles gut, Heizung funktioniert mit Höhensensor. Dazwischen schauten wir uns ein wenig in Ludwigshafen um, konnten der Stadt aber nichts abgewinnen.
Um Österreich schnellstmöglich zu erreichen blieben wir nie lange an den Orten, die wir durchquerten, oder zum schlafen nutzten. Bruchsal mit seinem schönen Schloss und Ingolstadt waren schöne Zwischenstationen.
Auch andere Zwischenstationen waren sehr angenehm um über Nacht zu bleiben, und am Morgen einen kleinen Rundgang zu unternehmen. So fiel mir bei Ansicht eines Reihers der morgens sein Frühstück zu fangen versuchte dieser Spruch ein:
Seht da sitzt ein Reiher, glaubt nicht er brütet auf seinen Eiern. Er fängt sich einen dicken Fisch. Der landet dann auf seinem Tisch. Danach verspeist er ihn mit Genuss, dann ist mit dem Fischlein Schluss.
Wer mich kennt, nimmt das ganze einfach hin. Die anderen sollten sich nichts dabei denken. Auf den Touren, wo Zeit und Tag keine Rolle spielen kommen einem die komischsten Dinge in den Kopf.
Ohne Grenzkontrolle fuhren wir über Passau, Linz in Richtung Wien. Die Hauptstadt Österreichs wollten wir uns schon lange ansehen. Ein paar Tage wollten wir schon hierbleiben, deshalb entschieden wir uns für einen Campingplatz. Wien-West-Camping war die einzige, um diese Jahreszeit, offene Alternative. Wien ist auf jeden Fall eine Reise wert. Auch wir ließen nichts aus. Schloss Schönbrunn, die Gloriette, den Karlsplatz, die Hofburg, die spanische Hofreitschule, die kaiserliche Schatzkammer, den Stephansdom, der Naschmarkt, den Prater, die Stadtmitte, die Cafés, das technische Museum, das Foltermuseum, und das alles bei strahlendem Sonnenschein.
Wien ist eine besondere Stadt, die aber jeder auf seine Art besuchen sollte. Mir bleibt der Naschmarkt und das Foltermuseum in schöner Erinnerung.
Die Fahrt ging weiter und führte uns am Neusiedler See vorbei, der kurz vor der ungarischen Grenze liegt. Dort suchten sie nach Flüchtlingen im Wald, als ich auf meiner morgendlichen Runde war. Ich konnte den „Rangern“ aber nur berichten, das ich einen riesigen Eber gesehen hatte und deshalb gerad Fersengeld geben würde. Wir überquerten die Grenze auf der L 210 bei St. Margarethen, dort wurden nur die nach Österreich Einreisenden kontrolliert.
Ungarn durchfuhren wir ohne besondere Ziele.
Denn wir versuchten ja relativ schnell nach Griechenland zu kommen. Unsere Stellplätze für die Nacht waren immer sehr schön und wir wurden überall, ob direkt am Balaton, oder in kleinen Orten bei Parkanlagen, oder Angelweihern, mehr als geduldet. Das Freistehen war nirgends ein Problem. Man darf aber auch nicht vergessen, die Hauptsaison ist vorbei.
Natur in Sarvar - so schön
Serbien ein schönes Land mit freundlichen Menschen.
Erst einmal für alle Fälle die Notrufnummern fotografiert. Man weiß ja nie.
Ende Oktober erreichten wir die serbische Grenze. Bei Bezdan, eine kleine Grenze fuhren wir nach Serbien ein. Die Grenzer wollten uns nicht so recht reinlassen. An dieser Grenze dürfen nur LKWs bis 3,5 Tonnen einfahren. Wir mussten die Grenzer in unseren Koffer schauen lassen, bis sie uns glaubten das wir kein LKW, sondern ein Wohnmobil sind. Nachdem sie einen Blick ins Innere geworfen hatten, war alles o.k. Wir durften einreisen. An diesem Tag kamen wir bis Sombor unweit hinter der Grenze.
Dort landeten wir auf dem superschönen Campingplatz, Camping Sousul. Gut das die Saison vorbei war, er ist nicht geeignet für viele Womos unserer Größe. Aber ist wärmstens zu empfehlen, sollte euch eure Reise dort vorbei führen. Aber auch die Stadt Sombor hat ihre Reize und ist schön anzusehen.
Bis Sombor und noch einige Kilometer weiter war die Landschaft in Serbien nicht anders als in Ungarn, flach und Landwirtschaft. Die Straßen waren in dem Teil des Landes teils viel besser, als in Ungarn. Die Menschen von Anfang bis Ende superfreundlich und hilfsbereit. Sie schauen anfangs skeptisch, doch sobald du die Hand zum Gruß hebst freuen sie sich mit dir. In Serbien sitzen die Menschen viel in Cafés und trinken Kaffee. Liegt es am freien W-Lan, das es in allen Restaurants gibt? Wir wissen es nicht, doch für uns ist es ein großer Vorteil, da wir noch nicht mit der Karteneinrichtung unserer Datenkarte zurecht kommen.
Bei Novi Sad sprach uns ein Serbe an, dem unser Auto so gut gefiel. Er sprach sehr gut deutsch und half uns gleich mal unsere Internet Datenkarte zu aktivieren. Echt spitze, auch für unsere Reisekasse. Denn immer in ein Café gehen wird auf Dauer teuer. Er gab uns noch einige Tipps, in der Nähe zum Anschauen und Essen gehen. Außerdem gab er uns seine Telefonnummer, falls wir im Land Probleme hätten, könnten wir ihn jederzeit anrufen. Er könnte uns dann sicher helfen, vor allem weil wir kein Wort serbisch sprechen. Wir haben uns sehr gefreut Dragomir kennengelernt zu haben.
Je weiter wir Serbien einfuhren um so schlechter wurden die Straßen und die Straßenränder lagen zu mit Müll. Schade, wenn sie wenigstens den Müll nur auf die dafür vorgesehenen Müllhalden werfen würden. Nein, es landet alles überall in der eigentlich sehr schönen Natur.
Belgrad Hauptstadt Serbiens
Die Meinungen, ob man Belgrad sehen muss, gehen weit auseinander. Wir entschieden, wenn wir hier sind, schauen wir uns die Hauptstadt an. Es ist immer besser seine eigene Meinung zu bilden, als die anderer anzunehmen. Belgrad ist sicher nicht die schönste Stadt, aber das Leben pulsiert sehr stark. Mit Flip durch die Stadt kostete Nerven, vor allem, weil wir die Verkehrsregeln der Serben nicht so ganz verstehen. Gelten hier vielleicht andere Regeln? Rote Ampeln gelten nicht. Rechts überholen, na klar. So wie der Tüv zuerst prüft, ob die Hupe funktioniert. Das wichtigste Teil an deren Auto. Die Polizei war total relaxt im chaotischen Verkehr. Wir schafften es trotzdem unbeschadet auf den Stellplatz. Dort war Flip sicher und wir konnten ohne Aufregung mit dem Bus in die Stadtmitte.
Belgrad ist eine Großstadt im Osten Europas, wie sie leibt und lebt. Schönes neben zerfallenem. Kaputte Fußgängerwege, leider viel Müll auf den Straßen. Chaotischer Verkehr. Den schönen Kalemegdan Park mit der Festung, das Skadarlija-Viertel (Künstlerviertel), den Dom des heiligen Sava, den Platz der Republik, Restaurants und Bars. Die Menschen gutgelaunt und freundlich. Belgrad soll ein pulsierendes Nachtleben haben, das wissen wir nur vom „hören-sagen“. Wir würden Belgrad nicht als die schönste Stadt bezeichnen, man sollte sie nicht auslassen, egal was andere sagen.
Im Osten Serbiens
Von Belgrad ging es Richtung Osten nach Golubac zum Silbersee und der Festung Golubac an der rumänischen Grenze. Von hier sieht man den Beginn der Kaparten. Erstmals erwähnt wurde Golubac 1335. Die Festung wechselte ständig den Besitzer. Aus ungarischer Hand in die Osmanische, zurück zu Serbien und wieder nach Ungarn, ins Osmanische Reich und endlich seit 1867 bis heute zurück ins damalige Fürstentum Serbien.
Die Festung ist für die Touristen wieder aufgebaut worden und als Ausflugsziel in der Gegend ziemlich bekannt. Sie steht in der Nähe des Silbersees, an dem wir einen tollen Platz zum Stehen fanden.
Am Morgen kam ein Holzfäller vorbei, der uns gleich um halb acht zum Frühstück einen hauseigenen Schnaps anbot. Merkt man hier die Nähe zu Rumänien? Wir bieten ihm und seinem Kollegen einen Espresso an, den sie gerne nehmen. Als sie die Tassen zurückbringen bestehen sie darauf ihr „Frühstück“ mit uns zu Teilen. Das geteilte Frühstück nehmen wir am Abend zu uns und befinden den Schnaps für gut.
Der Holzfäller sagte uns er wisse, das er an einer der schönsten Stellen der Welt wohne. Er empfinde das Rauschen der Wellen des Sees wie Mozart. Er empfiehlt uns aber auch in die Schlucht „Kazan Canjon“ zu fahren.
Ca. 70 km geht es an der Donau vorbei die N 34. Es gibt nur diese eine Straße, kein Abfahren rechts oder links. Durch unbeleuchtete Tunnel, die irgendwie unheimlich wirken. An Tunnel Nummer 21 stehen wir an der Seite und schauen hinab in die Donauenge, der „Kazan Canjon“
Weiter geht es nach Cacak. Natürlich nicht an einem Tag und vor allem nicht bei dem Regen, der seit 2 Tagen die Gegend beherrscht. Wege die wir reinfahren wollen werden unpassierbar. Liegt es an unseren Reifen, oder sind die Strecken die wir aussuchen daran Schuld. Egal, es findet sich immer irgendwo ein Plätzchen. Dann steht man auch oft ziemlich günstig. Günstig für uns, wenn morgens um 7 Uhr ein Jäger mit Sohn vorbeikommt, der total begeistert ist von unserer Art Urlaub zu machen. Die Begeisterung wird dann gerade mal mit einem selbstgemachten Slibovitz zum Frühstück begossen.
Die Ovcar Schlucht liegt an der Strecke, sie ist aber nur fußläufig zu erreichen. Eine mehrstündige Wanderung wäre die Voraussetzung um sie anzusehen. Bei diesem bescheidenen Wetter beschließen wir uns nur den Ort Ovcar Banja anzuschauen und verzichten auf die Schlucht. Hoffentlich war das kein Fehler. Um die Ovcar Banja Schlucht, die vom Zapadna Morava Fluss gebildet wird, liegt eine Anordnung von Klöstern, die landläufig „der heilige Berg von Serbien“ genannt wird. Heute sind es noch 10 Klöster, die ursprünglichen Zahl ist unbekannt.
Die Straße Nummer 30 nach Cacak war eine tolle Strecke, im Nebel und Regen fuhren wir hinauf. Auf 1300 m oben angekommen hatte sich der Nebel verzogen und wir hatten eine tolle Sicht. An der Straße entlang auf unserer Abfahrtsstrecke standen Köhler, wie man sie von ganz früher kennt.
Hier bei Uscé lag auch das Kloster „Studenica“, 10 mal schöner als die angepries(terten)enen bei Ovcar Banja. Es steht nahe der Schlucht des Flusses Ibar. Das Kloster ist ein Geschenk des Großfürsten STEFAN Nemanja. Er war Gründer des unabhängigen Serbiens. 13 Jahre wurde an dem Kloster gebaut, bis zur Fertigstellung. Viele Fresken, Meisterwerke der byzantinischen Malerei aus dem 13. Jahrhundert. Seit 1986 steht es auf der Liste des Unesco Weltkurturerbes.
Jetzt legen wir einen Zahn zu, um irgendwann Griechenland zu erreichen. Dachten wir und landen auf einer, ich weiß nicht, ob man es als Strecke bezeichnen kann, Straße. Unser Navi schickt uns aber so. Auch als Wanderstrecke eine Herausforderung schleichen wir mit Flip durch diesen Wald. Eigentlich sollen es nur noch 50 km bis Vranje nahe der Grenze zu Mazedonien sein. Doch die können lang sein. So entscheiden wir uns hier mitten im Wald, wo es, man sehe und staune, ein riesiges, aber verlassenes Hotel gibt, an einem Holzfällerhaus zu nächtigen.
An dem Hotel wacht ein handtaschengroßer Hund, der sicher für ein paar Streicheleinheiten mitgegangen wäre. Auch an dem Haus sind Männer. Sie freuen sich uns eine Stellplatzmöglichkeit geben zu können. Einer von ihnen spricht etwas englisch und sogar deutsch. Er lädt uns, wie üblich, auf einen Schnaps ein. Dieses mal zum Abend, nicht zum Frühstück.
Nach einer sehr dunklen Nacht, mitten im nirgendwo, fahren wir weiter auf dieser mit makaberen Straßenmarkierungen, wo die Straße weggebrochen ist und machen uns auf die letzten Kilometer bis Vranje auf. Unterwegs müssen wir noch auf diesem schmalen Pfad an einem riesigen Holzlaster vorbei. Heil und durchgeschwitzt kommen wir in Vranje an. Dort werden wir noch 2 Tage verbringen, um Wartungsarbeiten durchzuführen.
Wir fahren in Vranje ein und sind die Attraktion. Der Camping liegt am Ende des Ortes, als wir dort ankommen ist der Betreiber gleich mit seinem Pkw hinter uns. Die Post funktioniert hier gut. Normalerweise ruft man dort den Betreiber an, und der kommt dann etwas später von zu Hause und öffnet. Wir glauben, die Ortsansässigen haben ihn angerufen und gesagt: Hei Dimitri, da kommen welche, die fahren sicher zu dir. Zieh' die Schlappe aus und fahre zu deinem Platz. Der Camping ist super, der Betreiber mit Händen und Füßen sehr nett. Wir sind, wie auch schon vorher auf den Plätzen, die einzigen Besucher und machen uns breit. Jetzt ist erst einmal Wäsche waschen, Auto abschmieren, Fenster putzen u. einiges anderes angesagt. Wir entscheiden uns am Abend die Küche des Campingplatzes zu bemühen. Nie im Leben hätten wir mit einem solch toll angerichteten, schmackhaften und liebenswert aufgetischten Essen gerechnet. Wir sind total aus dem Häuschen.
Vranje durchlaufen wir noch um Abschied von Serbien zu nehmen. Mit all' seinen Macken haben wir dieses Land sehr genossen. Gestört hat uns sehr, das es auf allen Straßen und Wäldern viel Müll gibt. Eigentlich überall. Trotzdem finden wir dieses Land sehr toll und die Menschen überaus gastfreundlich, hilfsbereit und einfach nur nett. Die Landschaft ist phantastisch und lädt ein entdeckt zu werden. Abschließend teile ich noch ein paar Bilder, die für uns auffällig sind, aber zu diesem Land gehören.