Der Osten vom Festland
Wir wollten endlich ins schöne Griechenland. Deshalb durchfuhren wie Nordmazedonien in 2 Tagen mit einer Übernachtung irgendwo auf dem Feld an der Straße.
Auch ein Grund uns nicht länger in diesem Land aufzuhalten, war die auf unserer grünen Versicherungskarte nicht enthaltene Abdeckung. Der Grenzer meinte zwar das wäre kein Problem, aber schriftlich hatten wir das nicht. Das Land soll aber wunderschön sein. Vielleicht ein andermal.
Mitte November hatten wir die Grenze Griechenlands erreicht. Wir hatten durch fehlendes Internet das verlangte Einreiseformular nicht ausgefüllt und waren dem Grenzer gleich schon ein Dorn im Auge. Zu seinem Pech hatten wir uns an der PKW Einfahrt eingereiht, so das, hätte er uns nicht einreisen lassen, die ganze Schlange hinter uns zurückfahren müssen. Denn Flip ließ kein vorbeifahren zu. So ließ er uns auch ohne Formular einreisen, mit dem Verweis darauf das es 500 Euro Strafe kostet, wenn wir es nicht sofort machen. Kein Problem hinter der Grenze hatten wir Internet durch Rooming. Also alles bestens wir sind offiziell da.
Da wir die Straßenschildern hier nicht lesen können fuhren wir gleich in die falsche Richtung. Fast aus Versehen kamen wir somit am Wasserfall in Skra an. Aber eher deshalb: wir sahen die Beschilderung dorthin, aber fanden den Weg nicht. Wir fragten nach, aber wir verstanden nur Bahnhof. So setze sich der nette Grieche auf sein Moped und führte uns ca. 5 Km zur richtigen Straße, die ca. 15% bergab ging zum Wasserfall. Mit Händen und Füßen erklärte er mir den Fußweg bis zum Wasserfall. Er freute sich wie Bolle uns geholfen zu haben. Wir sind glücklich gleich auf einen so netten Griechen gestoßen zu sein.
Es ist ein kleiner Wasserfall, aber ein sehr schönes Plätzchen, das einige zum Relaxen und Genießen nutzen. Gleich fällt uns auf, das nicht annähernd so viel alltäglicher Müll überall rumliegt, wie in Serbien oder Nordmazedonien. Trotzdem Sperrmüllentsorgung findet auch hier hinter den Hängen seinen Platz. Doch ganz schlimm ist es in diesem Land mit Feuchttüchern. Die liegen überall, wirklich überall. Trotzdem sind aber erst einmal schon positiv eingenommen von dem Land. Die Sonne scheint, der erste Grieche – ein sehr netter Mensch, und direkt einen schönen Platz in schöner Natur. So darf es ruhig weitergehen.
Über die Stadt Kilkis, die wir sehr aufgeräumt finden gegenüber Serbien, geht es zum „Oros-Kerkini Gebirge“ an der Mazedonisch-Bulgarischen Grenze. Dort liegt auch der „Kerkini-See“. Mit 100km2 ist er der drittgrößte Stausee in Griechenland. Er liegt in der Nähe der Stadt Serres. Wir haben vor der Haustür in den nächsten Tagen eine Vielzahl von Flamingos stehen. Von den Wölfen die hier leben bekommen wir nichts zu sehen. Aber der Wachhund der sich uns und Flip anschließt sieht ziemlich mitgenommen aus, ihm fehlt ein Ohr und der halbe Schwanz. Hatte er vielleicht schon Kontakt mit Wölfen? Bei der Abfahrt von diesem herrlichen See sahen wir dann noch viele Pelikane. Über 200 verschiedene Vogelarten sollen hier leben.
Frei stehen ist hier wirklich überall geduldet. Aber wie schon gesagt : es ist Wintersaison. Mit Flip auf einen kleinen Berg stehen wir an einer Gedenkstätte, die es hier oft gibt. Kleine Gebetsstätten, vielleicht für die Hirten, oder Bauern aufgestellt, um zwischendurch inne zu halten. Hier kommt der „Wassersheriff“ vorbei und ist total hin und weg von Flip. Er erklärt uns mit Händen und Füßen, was wir hier anschauen müssen. Das Hammam und die Tropfsteinhöhlen, sowie die Stadt Drama. Hammam fällt leider flach, hier sind sie sehr sittsam und wir hätten getrennt voneinander zu verschiedenen Zeiten zum Schwitzen gehen müssen. So geht es nach „Alistrati“ zu den Höhlen.
Am Morgen standen wir extra früh auf um den Sonnenaufgang über der Alistrati Schlucht zu genießen. Doch leider war es sehr neblig. Trotzdem alles gut der frühe Vogel fängt den Wurm. Wir hatten eine Privatführung durch die Höhle von einer Frau, die etwas deutsch sprach und ihre Arbeit gerne macht. Fotografieren war leider verboten in der erst 1976 wiederentdeckten Höhle. 45m tief unter der Oberfläche des "Petrotos" ein Berg der zu dem 1000 m tiefen Canyon der Angitisschlucht gehört befindet sich die Höhle. Die Tropfsteinhöhle läuft, in einem fast schnurgeraden 1 km langem Weg, unter dem Fels durch. Der größte Stalagmit ist ca. 16 m hoch. Von der Decke der Höhle ist er noch etwa einen halben Meter entfernt. Je nach Klima wird es noch einige Zeit dauern, geschätzte 1000 Jahre bis er die Decke erreicht.
Am Nachmittag lernen wir Costa kennen. Auf einem ehemaligen Picknickplatz, den der Sturm vor einiger Zeit total zerstört hat verbringt er die Nachmittage bei zwei wilden Hunden, denen er Namen gegeben hat und sie füttert. Costa kann ein paar Worte deutsch, er war vor vielen Jahren als Tourist in Wetzlar. Er erzählt uns das es hier am kleinen Fluss, der hier am Platz vorbeiführt, öfter Wölfe wären. Aber wir müssten uns nicht fürchten, seine Hunde würden sie verscheuchen und auf uns aufpassen. Er bat uns auf ihn zu warten bis er zurückkäme, er fahre ins Dorf Fleisch kaufen, damit wir zusammen grillen könnten. Wir konnten es wieder mal nicht glauben. Kurze Zeit später war er zurück und wir steuerten Nudelsalat und Jägermeister bei und verbrachten einen superschönen Abend am offenen Feuer. Spät verließ uns Costa mit den besten Wünschen. Die zu viel gekauften Koteletts durften wir mitnehmen. In der Nacht war dann wirklich Wolfsgeheule um den Platz und die beiden Hunden verfolgten auch irgendwas.
Nachdem wir am zerstörten Picknickplatz Wasser gefüllt hatten, das witzigerweise sowie die Stromversorgung noch funktionierten, ging es weiter durch trostlose Orte. Die arme Jugend, was macht man hier? Sicher sind deshalb viele Häuser zerfallen, weil die jungen Leute die Gegend verlassen. Die beiden Städte „Xanthi“ und „Komotini“ hier im Osten haben einige nette Ecken, mit kleinen Geschäften und Cafés. Außerdem hat Komotini das kleinste schwedisches Möbelhaus. Das Gebäude war etwa 10x5 m groß. Aber zum kurzen Verweilen sind die Städte in Ordnung.
Im gesamten Gebiet „Thessalien“ bestimmt die Baumwolle hauptsächlich das Landschaftsbild. Ich dachte immer sie kommt überwiegend in Amerika auf den Feldern vor. Griechenland ist mit 80% der europäischen Anbaufläche der wichtigste Baumwollerzeuger, Zehntausende Menschen leben in Griechenland noch vom Baumwollanbau. Leider war der Ernteverlust im September sehr groß.
Etwa 10 km vor der türkischen Grenze befindet sich das Naturschutzgebiet „Dadia-Lefkimi-Soufli“. Verschiedene Arten von Geiern, viele andere Vogelarten, Wölfe, Füchse, Hasen und Rehe sind hier beheimatet. Außer in weiter Ferne sehen wir leider keine davon. Im Rangerhaus konnte man aber einen Film anschauen, sogar mit deutschen Untertiteln.
Das Vogelparadies „Evos“ war nur 30 km entfernt. Hier standen wir mitten im Naturschutzgebiet. Ein Ranger kam vorbei und ließ sich unsere Ausweise zeigen. Er war damit einverstanden, dass wir eine Nacht hier bleiben wollten. Es fasziniert schon sehr. Flamingos und andere Vögel, die man nur aus dem Zoo kennt so nahe und in freier Natur zu sehen.
Bei sehr schlechtem Wetter kamen wir auf unserer Weiterfahrt an einem „Wasserkloster“ vorbei. Das Kloster ist auf Stelzen ins Wasser gebaut und über einen Steg zu erreichen. Die orthodoxen Klöster sind sehr prunkvoll ausgestattet und wir waren sehr erstaunt über die Bauweise und den freien Zutritt. Agios Nikolaos steht auf der gleichnamigen Insel. Von der ersten Kapelle auf der Insel geht ein weiterer Steg zu einer kleineren Kapelle. Wir hatten wieder aus Zufall eine tolle Örtlichkeit gefunden.
Bevor wir die Hafenstadt Alexandroupoli erreichten kamen wir an einem „Jumbo“ vorbei. Ein großer Einkaufsmarkt, der alles hat was man braucht oder nicht braucht. Wir hatten so etwas noch nie gesehen. Da die Weihnachtszeit nahte war der riesige Laden fast komplett mit Weihnachtsdeko gefüllt. Nicht zu glauben, was es alles gibt. Angesteckt, beschlossen wir uns auch Weihnachtsschmuck und Lämpchen für Flip zu besorgen.
Alexandroupoli Hafenstadt in Thrakien hörte sich vom Namen vielversprechend an, hatte aber außer einem kleinen Leuchtturm und einem günstigen Waschsalon, dessen Besitzer gut deutsch sprach nicht viel zu bieten.
Doch ich vergaß, hier haben wir zum ersten Mal in Griechenland das Meer gesehen. Wir verbringen den ersten Nachmittag am Meer bei Maronia locker 25 Grad in der Sonne Ende November. Es kommen uns die Gedanken nakisch ins Meer zu hüpfen, was wir etwa bis Höhe der Knie schaffen. Direkt nach diesem Versuch geht es unter die heiße Dusche. Nach Sonnenuntergang ist es dann auch richtig kalt.
Am Strand von Mangana stehen wir ganz allein direkt am Meer. Hier gesellt sich sofort ein lieber freilebender Hund zu uns, der nicht mehr von unserer Seite weicht. Die Nacht verbringt er im strömenden Regen neben unserem Auto. „Findling“ so taufen wir ihn, läuft am frühen Morgen sogar mit mir meinen Walkingweg und vergewissert sich immer wieder das mir nichts geschieht. Ein schöner Hund und fast hätten wir ihn mitgenommen. Doch das wohin im Auto bringt uns davon ab.
Seit etwa 10 Tagen sind wir in Griechenland und sowie in Mangana stehen wir fast immer direkt am Strand, schon fast im Meer drinnen. Ich muss einfach ein paar Plätze zeigen, es ist echt super.
Kavala im Osten ist eine schöne Stadt am Meer, die noch wenig touristisch erschlossen ist. Unterhalb des „Castle-Fortress“, direkt am Meer gibt es freie Plätze zum Übernachten, auf dem noch 2 andere große Selbtsausbauer stehen. Durch schöne Gassen, die hier von freilebenden Katzen bevölkert sind geht es zum Aquädukt und durch die Stadt. In einem kleinen netten Fischrestaurant schließen wir den Rundgang ab.
Nach einem Tipp von unseren Nachbarn in Kavala ging es über die N2 Richtung Thessaloniki. Etwa 100 km davor liegen die heißen Quellen von „Loutra Eleftheron“. Ein sogenannter „Lost Place“, ein verlassenes Spa, das durch die natürlichen Quellen erhalten bleibt. Die Gebäude verfallen nach und nach, die Quellbecken von der Natur gebaut bleiben jedermann zugänglich erhalten. Direkt von einem kleinen Becken aus konnte man sich am Fluß Marmara abkühlen. Von Touristen und Einheimischen werden die Außenbecken immer noch genutzt. Wir entschlossen uns bei Sonnenaufgang noch einmal her zu kommen um das ganze ausgiebig zu genießen. Es war eine gute Wahl, wir hatten das ganze Spa fast für uns allein.
Der Osten Griechenlands hatte uns sehr beeindruckt. An einer Hand abzählbare Wohnmobile die uns im Osten begegneten, tolle Natur, wenig Touristen. Aber man bedenke es war in der Wintersaison. Ob es korrekt ist das vor den 3 Fingern in Chalkidiki das westliche Griechenland beginnt weiß ich nicht. Ich schließe hier den östlichen Teil ab und beginne mit den drei Fingern Athos, Sithonia und Kassandra die Westseite und Mittelgriechenland unserer Reise zu beschreiben.