
Durchs schöne Spanien nach Algeciras, mit der Fähre auf den afrikanischen Kontinent nach Marokko.
In Tanger Med am Hafen kamen wir nach ca. 1,5 Stunden im Dunklen an. Beim Zoll waren sie übergenau. Mit Drogenspürhund durch die Kabine und die Papiere bekamen wir nach ca. 1 Stunde zurück. Vor der Ausfahrt aus dem Hafengelände bekamen wir innerhalb Minuten eine Sim-Karte von einem fliegenden Händler, die auch von ihm eingerichtet wurde und funktionierte. Doch dann machten wir gleich einen Fehler und verließen im Dunklen den Hafen, ohne zu Wissen, wo wir stehen könnten. Die anderen Ankömmlinge verbrachten die Nacht auf dem Hafengelände. Schlau. Wir fanden stundenlang keine Möglichkeit zum nächtigen. Die Gegend ist schon anders. Irgendwann standen wir auf einem Vorplatz eines E-Werkes, trotzdem mitten im Nichts. Aber immerhin nicht mitten auf einer Straße, da es nur eine Art Hauptstraße gab, doch nichts um rechts oder links reinzufahren. Dazu kam die Dunkelheit, die es nicht einfach macht etwas zu finden. Für die paar Stunden, die die Nacht noch lang war durften wir stehenbleiben. Die Nachtschicht des E-Werkes gab uns die Erlaubnis. Nur knapp 50 Kilometer vom Hafen Tanger Med liegt die Stadt Tanger. Diese Strecke hätten wir noch auf uns nehmen sollen, dann hätten wir keine Probleme gehabt. Diese große Stadt hätte viele Nächtigungsplätze für uns gehabt. Sie erscheint auch sehr europäisch.

Wir laufen mehrere Stunden durch die Stadt und erleben die Medina, die Altstadt von Tanger mit ihrem Treiben in allen Gassen. Überall kleine Geschäfte, die anscheinend alle genug einbringen für ihre Betreiber. Ein faszinierendes Durcheinander, dass wir noch in vielen Städten erleben werden. In den engen Gassen kann man sich schnell verlaufen, da hilft auch kein GPS. Das Signal hat es hier auch schwer.


Gleich zu Beginn unserer Reise durch Marokko erleben wir einen Schlangenbeschwörer, wir sind im Orient angekommen.

Cap Spartel bei Achakkar liegt nur 20 Kilometer weiter südlich. Hier fahren viele Marokkaner hin um stundenlang auf den Atlantik zu schauen. Hier sehen wir zum ersten Mal ein „Auto-Café“. Im Kofferraum eines R4 hat ein junger Mann eine moderne Siebträgerkaffeemaschine installiert. Auf dem Dach des kleinen R4 liegt ein riesiges Solarpanel. Für kleines Geld kann man einen sehr guten Kaffee geniessen. Eine gute Geschäftsidee, die bei uns wegen vieler Dinge scheitern würde. Aber es gab auch noch sehr viele andere Dinge hier zum Schauen. Eine alte Hotelruine, direkt am Strand, die sicher viel Schaden durch die hohen Wellen genommen hatte. Wir sahen hier die ersten Kamele in Marokko. Sie grasten friedlich um Flip und der Hirte schlief ein paar Meter weiter im Gestrüpp. In den Klippen hatten sich arme Menschen mit Stroh und Bauschutt Unterkünfte gebaut, die mir bewusst machten, dass nicht alle hier in den umliegenden schönen Häusern wohnten.



Im Reiseführer ist Assilah sehr schön beschrieben. Die kleine Stadt soll sehr sehenswert sein. Eine kleine Medina und die Altstadt liegen innerhalb der Festungsmauern. Nicht so hektisch wie in anderen Orten, doch viel zu bieten finden wir nicht, außer einer kleinen Kuriosität.


Über Stock und Stein, durch viele Löcher im Boden finden wir auf einer schönen Anhöhe einen tollen Platz mit Blick auf den Atlantik. Witzig hier sollen, auf einer am Ende der Klippen gegossenen Betonplatte, im Sommer kleine Cafés aufgebaut sein. So erzählt es uns „Hammoudi“, der am nächsten Morgen, als Stefan und Achilles vom frühmorgendlichen Spaziergang zurück kommen, auf deren Fersen haftet. „Hammoudi“ wollte uns unbedingt sein Sonnenschutzmittel vorführen. Er selbst trug es im Gesicht und zeigte uns stolz die Beschriftung seines Eimers, der das Wundermittel beinhaltete. „Der Beautyspezialist Hammoudi“ so stand auf dem Eimer geschrieben. Ein begeisterter Käufer hätte das darauf verewigt. Für mich sah die Paste aus wie angetrockneter Batsch und gegen eine Dose Bier konnten wir ihn überzeugen, das wir nicht eingeschmiert werden wollten. Es war aber ein lustiger Vormittag und wir waren begeistert von seiner Herzlichkeit.


Das Sonnenschutzmittel brauchten wir nicht, denn am nächsten Morgen zieht Regen durch und wir verlassen schleunigst diesen tollen Platz. Denn schon öfters wurde uns Ignoranz dem Wetter gegenüber, auf schlecht zu fahrendem Untergrund, zum Verhängnis. Wir hatten keine Lust die Winde zu benutzen, wo auch festmachen, oder einsam ohne Brot auf besseres Wetter zu warten.
Moulay Bousselham war unser nächstes Ziel. „Merja Zerga“ eine wunderschöne Lagune ist hier das Ziel vieler Touristen. Aber auch das einzig schöne hier. In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie eine solch' zugemüllte, schmutzige Stadt gesehen. Wir fuhren mit einem Fischer auf seinem kleinen Boot, der uns das 5000 ha große Gebiet der Lagune zeigte und mit Büchern, Händen und Füßen erklärte, das hier sehr viele Vögel überwintern. Diese Fahrt auf der Lagune war auch wirklich schön und sehr interessant. Der Fischer war auch begeistert von diesem Ort. Für mich aber trotzdem unverständlich, das in der Stadt, die vor Müll strotzte, irgendjemand freiwillig Urlaub macht.


Über Kenitra, eine Großstadt im Norden ging es nach Rabat, die Hauptstadt Marokkos. Rabat fanden wir sehenswert. Wenig europäische Touristen und auch am Sonntag Himmel und Menschen in den Souks, und überall auf den Straßen. Die Souks sind eine Instution für sich. Hunderte kleine Geschäfte nebeneinander und alle vertreiben irgendwie die gleichen Waren. Ein Geschäftsviertel nur Schneider, ein Laden am anderen. Das nächste Viertel nur Töpfer, ein Geschäft neben dem anderen. Lederwarengeschäfte in einem andern Teil, aber auch wieder eins neben dem anderen. Schmuckgeschäfte, Teppichhändler, Süßwaren, Gewürze und und und. Jede Ware hat ein Geschäftsviertel für sich, doch im Viertel hat jeder das gleiche Angebot. Und in allen Läden sind Kunden und feilschen. Natürlich haben wir auch Dinge gefunden, die wir unbedingt brauchten. Die Preise waren ja auch unschlagbar. Auch die Gerüche ließen uns nicht kalt. So probierten wir viele orientalische Snacks und Süßigkeiten.

Natürlich besuchten wir auch die Sehenswürdigkeiten in Rabat. Das Mausoleum von Mohammed V. und den Hassan Turm. Diese Stätten kann man besuchen ohne Eintritt zu zahlen. So wollen sie sicher sein, das viele Menschen hierher kommen. Soviel Prunk muss aber den armen Leuten wohl wehtun. In einem riesigen Gebäude mit Pomp wo man hinschaut ist der Sarg aufgestellt. In jeder Ecke steht eine Wache und manche anscheinend schon lange. Denn ein Freund antwortete auf mein Bild mit der Wache in der Ecke, das er schon vor 16 Jahren, als sie in Marokko waren, dort gestanden hätte.








Auf dem riesigen Gelände steht auch der Hassan Turm. Er ist das unvollendet gebliebene Minarett (der Turm für die Gebetsrufer), der ebenfalls unvollendeten Großen Moschee in der Hauptstadt Rabat. Hauptstädte werden natürlich immer zum Vorzeigen erhalten und gestaltet. Wenn man nur die großen Städte im Land besucht, wird man Marokko in einem falschen Licht sehen. Das Land hat bei mir den Eindruck hinterlassen, dass es zu großen Teilen nur aus Steinen, Sand, Hütten anstatt Häuser, und armen Menschen besteht. Witzigerweise sind die Menschen anscheinend glücklicher und gelassener als wir. Der Staat wünscht sich aber, das seine Landsleute in große schöne Wohnkomplexe ziehen. Denn überall, ob in großen oder kleinen Städten werden große Wohnanlagen gebaut und sicher wollen sie diese auch verkaufen. Wobei ein großer Teil angefangen wurde zu bauen, und seit Jahren nicht fertiggestellt wird. So stehen überall große Bauruinen im Land. Ich frage mich auch, wer diese ganzen Wohnungen bezahlen kann. Sicher nicht der alte Mann, der uns auf unserem Nachtplatz im Wald am Qued Oum Rbia besucht und Puppenstubengeschirr und Schmuck verkaufen will. Jeder möchte dir an allen Orten irgendetwas verkaufen, sicher nicht zum Spaß. Hier besuchten uns auch eine kleine Gruppe Kinder, die es total aufregend fanden, als wir mit Achilles an der Leine durch ihre Dorfstraße spazierten. Einer der Jungen erzählte, er träume davon ein Auto zu haben, damit er wegfahren könne, um später ein anderes Leben zu haben. Schulpflicht besteht bis zum 15. Lebensjahr. Doch auf einem einsamen Dorf ist es sicher nicht so einfach, regelmäßig zur Schule, die vielleicht weit weg ist, zu gehen. Vor allem Mädchen wird es immer noch schwer gemacht. Offizielle Angaben sind, das es 34 Schulen insgesamt im ganzen Land gibt. An einer dieser Schulen in Marrakesch konnten wir mit dem großen Auto ohne Probleme stehen. Er war sogar als Stellplatz geführt. Die ehemalige Hauptstadt im Westen zieht jeden Marokko Besucher magisch an. Viele Moscheen, Gärten, die labyrinthartige Altstadt, bunte Farben und orientalische Düfte spiegeln das Marokko wieder, wie es sich der Tourist vorstellt. Die Stadt lebt vor allem vom Tourismus, aber auch die Teppichherstellung und der Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Man frägt sich beim Anblick der vielen trockenen Queds, wie das funktioniert.








Wir laufen in Marrakesch in Straßen, die nicht zum Mittelpunkt der Stadt gehören. Hier ist nicht alles zum Vorzeigen. Viele Hunde und Katzen in allen Altersstufen leben auf der Straße und die Anwohner werfen Knochen und andere Körperteile von Ziegen und Schafen, oft in Tüten verpackt, als Futter für die Hunde und Katzen auf die Straßen und Wiesen. In der Nähe von Metzgereien ist es ganz extrem. Da liegen schon mal Ziegenköpfe auf dem Weg. Die Stadt ist auch sehr laut durch den enormen Verkehr. Im touristischen Mittelpunkt ist es sehr sauber und zum Vorzeigen instand gehalten. Bei der Kutschfahrt durch Marrakesch bekamen wir auch nur die tollen Sachen gezeigt. Das Millionärsviertel, das Casino, die Moschee al Mansur, den Bahia Palast und natürlich den zentralen Marktplatz, der Djemaa el Fna. Der Platz ist die Lunge der Stadt, er ist auch bekannt unter dem Namen Gauklerplatz. An allen Ecken sitzen Schlangenbeschwörer und Musikanten. Am Abend ist es hier so brechend voll, das fast kein Durchkommen ist. Von dort geht es auch in die Souks, die vor Menschenansammlungen fast aus allen Nähten platzt. Das sollte man natürlich mal erlebt haben.
Von Marrakesch aus ging es Richtung Hohen Atlas. Im August letzten Jahres gab es hier ein Erdbeben, das viele Häuser und Straßen in Schutt und Asche gelegt hat. Die RN7 ist keine Nationalstraße, wie wir sie kennen. Sicher nicht nur durch das Erdbeben zerstört und vielerorts weggebrochen, war sie vorher wohl auch nicht in einem guten Zustand.

Die Route Nationale war zu diesem Zeitpunkt aber wieder einigermaßen befahrbar um großen Fahrzeugen die Strecke ins Erdbebengebiet zu ermöglichen, um Schutt und Asche abzufahren. Eher fahrbar wie eine Piste führte sie uns zum Tizn Pass. Auf dem Weg dorthin hinter einer Kurve stand unvermittelt ein junger Mann mit seinem „Caféauto“ und bot Kaffee in allen Variationen an. Irgendwie verständlich, denn das Leben muss weiter gehen.

Nach langer anstrengender Fahrt fanden wir eine kleine Abzweigung auf der Strecke zum Pass und konnten am Straßenrand 200m von einem kleinen Restaurant in 2100 m Höhe, entfernt über Nacht stehen bleiben. Der Besitzer bot uns an in seinen Hof zu fahren und dort zu stehen. Wir verzehrten eine leckere Tajine und für uns wurde extra das Kaminfeuer geschürt. Die Häuschen sind ja nicht isoliert und so wurde es am Abend kühl. Und als die Sonne unterging wurde es richtig kalt. Unsere Gedanken waren bei den Menschen in den Zeltstädten.



Die Landschaft verändert sich zum Antiatlas hin. Wir stehen in einem Steppengebiet nachdem wir ca. 13 Kilometer pro Stunde vorwärts gekommen sind. Die Straßen brauchen volle Aufmerksamkeit. Hier ist es sehr einsam, keine Menschen, keine Häuser eigentlich nur Steine und Gestrüpp. Dafür aber auch kein Müll. Was die Gegend wieder schön macht.


Einige Kilometer weiter hatten wir das Vergnügen den Kontrolleur der Wasserleitungen kennenzulernen. Er geht zu Fuß kilometerweit die Wasserleitungen ab, die hier oberirdisch liegen. An diesem Tag kam er seiner Pflicht nicht so richtig nach, denn er machte aus seinem Kontrollgang einen Nachmittagsspaziergang mit uns und Achilles mit, anstatt an den Leitungen vorbei. Prompt tropfte am Morgen eine Leitung auf dem Weg zu unserem Wohnmobil.


Seit Tagen gibt es nichts als karge Steppe um uns herum. Doch langsam ändert sich die Landschaft etwas und es tauchen kleine Ortschaften auf. Egal wie klein die Ortschaft ist, eine Moschee gibt es immer. Bei Tafraoute tauchen Felsen auf und lassen die Landschaft gleich anders aussehen. Tafraoute hat sich voll auf Touristen eingestellt. Die bekannten blauen Steine veranlassen wirklich viele Touristen hierher zu kommen.



1984 malte der belgische Künstler Jean Vérame unweit der Straße südlich von Agard-Oudad riesige von der Erosion rundgeschliffene Granitblöcke leuchtend bunt an. Mittlerweile wurden diese zu einem großen Touristenziel. Auch uns gefielen die Steine und wir fanden es witzig, auf welche Ideen manche Menschen kommen.
Am Ortsende von Tafraoute mit Blick auf ein weiteres Touristen-Highlight stehen wir auf einem kostenlosen riesigen Platz für Wohnmobile. Von hier aus sieht man den Felsen auf dem ein großer Löwenkopf zu sehen ist.

Der weitläufige Platz lässt keine Wünsche offen. Tagsüber kommt eine Frau vorbei, die anbietet die Wäsche mitzunehmen, zu waschen und wieder zu bringen, für wenig Geld. Außerdem bietet sie einen fahrbaren Essenstisch an. Tajine oder Berberpizza frisch und lecker. Auch andere versuchen Geschäfte zu machen. Ein kleiner Junge läuft herum und verkauft Kekse, ein Guide bietet Wandertouren an. Ein kleiner Lkw fährt über den Platz, der Frischwasser aus einem großen Tank auffüllt. Der Chef einer Autowerkstatt fährt mit dem Moped über den Platz und fragt, ob es technische Probleme gibt- er repariert alles, etwa 500 m entfernt. Ein junger Künstler malt auf Wunsch Bilder auf Wohnmobile.

Die Werkstatt nehmen wir in Anspruch. Stefan lässt die Kraftstoff-Filtereinheit tauschen. Das faszinierende, unser mitgebrachtes Ersatzteil passte nicht. Innerhalb einer halben Stunde besorgten sie ein passendes Teil, wir glaubten es nicht, denn bei uns ist es sehr kompliziert Teile für Flip zu bekommen. Einige Wohnmobilisten ließen hier ihr Fahrzeug rundum neu machen. Die Sitze überziehen, Lackierungen, Blechteile austauschen, einfach alles. Nur die Arbeitsbedingungen waren schon ungewöhnlich. Im Sand liegend natürlich ohne Rollbrett wird unter dem Auto geschraubt. In einer großen Blechhalle natürlich ohne Absaugung wird lackiert. Die Vorarbeit wird im Freien gemacht und wenn es mal etwas höher ist stellt man sich auf die Mülltonne. Lange Verlängerungskabel mehrfach mit Klebeband umwickelt liegen kreuz und quer über dem Platz. Irgendwie alles abenteuerlich, aber es funktioniert.

Und zum ersten Mal sah ich auf dem Platz nahe eines Berberzeltes Ziegen auf den Bäumen. Für Futter machen sie ganz schöne Kapriolen.

Wir verlassen Tafraoute zusammen mit Bianca und Timo, die wir in Gibraltar kennengelernt hatten. Die Touren durch Stein- und Sandwüste wollen wir zusammen machen. Fühlt sich gut an, wenn man weiß es sind noch 2 Paar Hände zum Sandschippen da, wenn man sich festfährt. In der Provinzhauptstadt Tata füllen wir noch ein paar Vorräte auf und genießen noch mal kurz die Zivilisation, bei einem Snack und Kaffee. Hinter Taza bei Tisnite gibt es sogar einen kleinen Wasserfall und einen Fluß.

Wir steigen ein in unwegsames Gelände. Eines der Ziele, die wir in Marokko hatten, war Offroad fahren und sich über Wege zu quälen, die keine Wege sind. Ärgerlich schon nach 3 Kilometer hatten wir den ersten Schaden am Auto. Die kleinen Bäumchen rechts und links hatten nicht nur riesige Stachel, sie waren auch so stur, dass sie beim Durchwackeln nicht einen Müh nachgaben. So wurde der Spiegelarm mit voller Wucht gegen das Auto geknallt und klirr war der untere Spiegel kaputt. Ansonsten hielt sich Flip tapfer, obwohl es ständig rappelte und schepperte. Die sogenannte Wellblechpiste war alles andere als angenehm zu fahren.

Das unwirtschaftliche Gelände ist beeindruckend durch seine Unterschiedlichkeit. Von Fels zu Steppe, zu Steingärten mit Gestrüpp, durch Sand und plötzlich stehst du vor einer kleinen Oase. Alles einsam, und trotzdem taucht hinter jeder Ecke ein Hirte auf, der sich zu uns gesellt. Wir bieten Wasser oder Bier an und er setzt sich in ein paar Metern Entfernung hin und beobachtet uns. Wir kommen uns vor wie im Zoo.


Bei Foum Zguid liegt der Salzsee Lac Iriqi, der seit 1952 ausgetrocknet ist. Hier steht mitten im See ein Café mit Pension. Der Wirt erklärt uns bei einem Kaffee auf der Aussichtsterrasse, dass es hier seit 2 Jahren nicht mehr geregnet hat. Sie bekommen hier Wasser vom Wasserreservoir in Quarzazate.

Weiter nach Mhamid, wie man will Anfang oder Ende der Erg Chegaga. Bei uns war es Ende der ersten sehr staubigen Tour über Stein, Schwemmton und Sand. Wir kauften in dieser Stadt ein paar Kleinigkeiten, denn wir hatten das Gefühl, sie berechneten uns einen horrenden Touristenaufschlag auf Butter, Brot und ähnliches. Dann ging es schnell weiter. Bis jetzt hatte sich Flip auch ganz gut geschlagen. Die Hoppelei hatte nur leider den Dachgepäckträger aus der Führung geschockelt. Bevor er ganz weg konnte haben wir ihn mit einem Spanngurt quer durchs Fahrerhaus gesichert. Wer also behauptet er fahre mit einer Weißware problemlos durch die Wüste ist ein kleiner Münchhausen. Die bisherige Strecke erforderte schon etwas Bodenfreiheit.

Noch immer haben wir Sand unter den Reifen und wie es kommen muss stecken wir fest. Wir packen die Schippe aus, graben und zusätzlich lassen wir die Luft aus den Reifen, was ja bekanntlich Wunder wirkt, und es klappt nach einer guten Stunde sind wir frei.



Angeblich soll das Ganze ja Spaß machen, wenn man nicht derjenige ist, der die Schippe in die Hand gedrückt bekommt. Na immerhin geht es ja irgendwann weiter. Doch nicht auf der Piste die in unserem Buch angegeben ist. Da sollte es nach Ramila gehen, doch den Ort wollen wir großzügig umfahren. Durch die vielen Offroad Touristen in ihrem Ort haben sich die Einwohner einfallen lassen, man könnte Wegzoll verlangen. Damit ihnen auch keiner entgeht hätten sie Stacheldraht über die Durchfahrtstraße gelegt. Wir suchen auf eigene Faust mit unseren beiden Fahrzeuge eine Möglichkeit an der Stadt vorbeizukommen. Man glaubt es ja nicht hier sind alle Queds stark bewachsen, so dass es nicht einfach ist irgendeine Strecke zu finden.

Irgendwann und irgendwie finden wir wieder eine Spur von anderen Fahrzeugen der wir folgen. Kurz vor Merzouga fahren wir auf einmal an neugebauten Camps am Ende der Piste vorbei. Hier führt in neuer Zeit eine breite, betonierte Fahrbahn hin, um die Pauschaltouristen ohne staubige Füße in den Jeep zu setzen. Merzouga ist bekannt als Ausgangspunkt für die Touren durch die Erg Chebbi. Am Anfang des Ortes hat ein Scheich ein privates Automuseum, das jeder besichtigen kann. Unzählige verrückte Allradfahrzeuge, die er für Touren durch dieses Gebiet nutzen würde.


Etwas hinter Merzouga, im Ortsteil Hassilabied mieten wir uns in einem Camp ein. Direkt vor den Sanddünen das Camp „Ocean de Dunes“. Heiße Duschen, Entsorgung, nette Betreiber und nettes kleines Restaurant. Für kleines Geld ein schöner Aufenthalt, gemütlich nach den Strapazen.

In die hohen Sanddünen können wir mit Flip nicht fahren. Da es aber ein Erlebnis sein soll, mieten wir einen erfahrenen Fahrer mit passendem Auto. Yussef bringt uns in einer wilden Tour durch die hohen Sanddünen. Gut das er schon lange hier fährt und sich sicher ist das er wieder zurückfindet. Er zeigte uns auch das alte Merzouga, dass hinter den Dünen liegt und seit 1965 eine leerstehende Geisterstadt ist. Die Stadt wird heute vom Militär mit bewacht, die dort nebenan einen Stützpunkt hat. Alles liegt ca. 15 km von der algerischen Grenze entfernt. Die Menschen im alten Merzouga lebten von einer Steinmine die direkt davor liegt. Dann kamen die Touristen und wurden Haupteinnahmequelle. Ein paar schürfen noch in der Mine, finden in 25m Tiefe ein paar bunte Steine, hauptsächlich aber Mascara.



Erfoud ist die erste größere Stadt nach dem vielen Sand. Witzig in einem der ersten Läden, an denen wir vorbeikommen wird ein kleiner Rasenmäher aus einem unserer Nachbarorte bei Saarbrücken verkauft. Was noch irrer ist, niemand hier braucht einen Rasenmäher, es gibt fast keinen Rasen und wenn fressen ihn die Ziegen.

Natürlich bringt man aus Marokko eine handgewebte Berberdecke mit. Ich konnte auch nicht widerstehen. Der Kauf endete aber auch sehr gemütlich mit Tee und Keksen. Die netten Verkäufer ließen sich viel Zeit mit uns und waren auch ganz wild darauf viel von unserem Land zu erfahren.

Da dachte ich das Offroadgehoppel hätte ein Ende, Pfeifendeckel. Um die ungewöhnlichen Bauten von Hansjörg Voth, einem Deutschen zu besichtigen mussten wir wieder eine Piste nehmen. Mitten in der Marthaebene zwischen Erfoud und Gouilmima in steinigem, abgeschiedenem Gelände baute er mit heimischen Arbeitern und Materialien von 1990-2003 drei Bauwerke. Die Himmelsleiter, eine Art Treppe mit 52 Stufen, in dessen unterster Ebene eine kleine Wohnung eingebaut ist. Das zweite Bauwerk ist die Stadt des Orion und das dritte die goldene Spirale.


Nach dieser Route kamen wir nach langer Einöde vor Tarda an einer großen Palmoase vorbei. Endlich sah man mal wieder grün. Tarda ist ein kleiner Ort vor dessen Tore in Lehmöfen Ziegel gebrannt werden. Hier fielen die Kinder zum Betteln richtig über unser Auto her, während der Fahrt. Sie versuchten sogar auf den Heckträger aufzuspringen. Da verscheuchte sie aber einer der älteren Bewohner. Der Friedhof sah hier auch etwas anders aus. Die Grabsteine waren einfache Steine die hier überall herumlagen.



Am Rachidia See fanden wir eine Stelle zum Stehen, die unserem Flip einiges abverlangte. Eigentlich waren alle Zufahrten gesperrt, aber eine kleine Stelle hatten sie übersehen, wir nicht.

Wir standen eine Weile und schon hatten wir wieder Besuch. Eigentlich will er uns Fossilien und Schmuckanhänger verkaufen. Wir können ihm beibringen, das wir kein Interesse haben. Er frägt natürlich nach Kleidung. Ein paar Kleidungsstücke später, die wir aus unserem eigentlich ja viel zu vollen Kleiderschrank nehmen, schenkt er uns ein paar Schmuckanhänger und wickelt jedem von uns einen Turban, wobei wir die Tücher auch behalten müssen. So bleibt er den ganzen Nachmittag und erzählt, er wohne sieben Kilometer über den Berg und wir sollen ihn dort besuchen. Als es dunkel wird fragt er nach einer Taschenlampe, er müsse ja über den Berg zurück. Wir entbehren auch eine Taschenlampe und als er geht sehen wir seine Schuhe, die keine mehr sind. Leider hat Stefan gerade vor zwei Tagen sein Ersatzschuhpaar entsorgt. Das tut uns jetzt sehr leid, denn sie wären allemal noch besser gewesen, als die die Amir trägt.
Bevor wir Meknes erreichen kommen wir noch am Lac Aquelmame Sidi Ali vorbei, der wie alle anderen Seen wenig Wasser hat. Dafür kommt an diesem Tag der Geist aus der Flasche vorbei. Leider vergaß ich die Flasche zu streicheln.

Azrou ist auch noch eine zu erwähnende Station. Hier leben viele Berberaffen, die natürlich den Tourismus beleben und viele Marokkaner Geld verdienen lassen. Mit Futter, Fotos, Souvenirs und Cafés. In diesem großen Gebiet, das mit Zedernbäumen bewachsen ist fühlen sich die Affen wohl.

Wir fahren tief in den Wald hinein, um nicht von einem Souvenirhändler oder ähnlichen angesprochen zu werden. Denken wir, einer findet uns doch und breitet vor unserem Auto eine Unmenge von Dingen aus. Niemand versteht, wie so viele Waren auf dem Moped transportiert werden konnten. Am Schluss haben wir eine Obstschale aus Zedernholz gekauft. Wir finden sie aber auch wirklich schön und für uns ein Schnäppchen. Wir sind zufrieden, der Verkäufer auch.
Über Moulay Idris, bedeutendster Wallfahrtsort für Muslime in Marokko und Volubilis ging es nach Meknes. Erst seit ein paar Jahren dürfen auch Ausländer Moulay Idris besuchen. Hier liegt das Grab von Idris ibn Abdullah. Er verbreitete maßgeblich den Islam im nördlichen Marokko. Er gründete auch diese Stadt, welcher mit dem Gründungsjahr 766 als ältester Ort in Marokko gilt.



Meknes im nördlichen Marokko hat ca. 600 000 Einwohner, die gefühlt an diesem Tag zumindest zur Hälfte in der Stadt auf dem Markt und in der Medina unterwegs waren. Wir stehen witzigerweise direkt vor dem Mausoleum von Mulai Ismail. Hier betreibt man so eine Art Stellplatz für Wohnmobile ohne Service, dafür total zentral. Es ist in der Nacht sogar sehr ruhig. Rundherum ist am Tag ein unvorstellbares Treiben. Was aber sehr typisch für den Orient ist. Zum ersten Mal trinken wir Bambussaft, den ein junger Mann aus den Stäben des Bambus mit einer Handpresse drückt. Sehr lecker, sollte man mal probieren.


Wir hatten uns schon ein paar Städte in Marokko angesehen und auch Fes statteten wir einen kurzen Besuch ab. Im Prinzip sind die Städte sehr ähnlich. Mausoleen, Souks und Medina. Deshalb blieben wir auch nicht lange in Fes.


Richtung Osten waren viele Orte, die für mich aussahen, wie nach dem Krieg. Keine richtigen Straßen, keine Bürgersteige, die Häuser sahen eher aus wie Ställe. Auch die Hühner und Ziegen liefen in den „Häusern“ ein und aus. Aber man bekam an komischen Buden das beste Fladenbrot im ganzen Land.


Doch dazwischen gibt es schöne Natur und Ausblicke. So zum Beispiel auf
die schneebedeckten Hänge des Atlasgebirges.


Zwischendurch möchte ich noch zeigen, das die Elektriker hier anders arbeiten, die Bäcker in großen Öfen an der Straße backen und die Gärtner wohl Tütenblumen pflanzen. Es ist schon manches anders, als wir es gewohnt sind. Doch man darf nicht alles so ernst nehmen.



Womit ich mich nicht anfreunden konnte, war das die Männer anscheinend nichts anderes tun, als die Cafés zu unterstützen und auch gleich ihre Söhne darin unterrichten. Somit bleibt wohl die meiste Arbeit, ob schwer oder nicht an den Frauen hängen. Bis ins hohe Alter schuften diese Frauen, das es einem in der Seele weh tut.



Das Rifgebirge ist eine sehr schöne Gegend. Bei Akchour gibt es einen bekannten Wasserfall und mehrere Ausflugsecken, die auch die Einheimischen gerne besuchen.




Amtar lag auf dem Weg nach Chefchaoun, der blauen Stadt. Sie hatte nix besonderes, doch man konnte schön am Strand stehen und wir entschieden uns hier noch mal Essen zu gehen. Die Restaurantbetreiber sprechen die Touristen auf der Straße an und versuchen sie als Gäste anzuwerben. Der Arme der es an diesem Tag bei uns schaffte. Wir hatten Achilles dabei und fragten, ob sie mitkommen darf. Die meisten Marokkaner haben Angst vor Hunden, anscheinend sah Achilles nicht gefährlich aus. Wir nahmen auf der Terrasse Platz und ich ging mit dem Wirt ins Lokal um etwas zu bestellen. Er erklärte mir, er habe immer ein Essen am Tag auf der Karte. Wir ließen uns überraschen. Wie schon öfters in anderen Lokalen, schickte auch er erst jemanden los, der Getränke im Nachbarladen und Servietten in einem anderen Laden einkaufte. In der Zwischenzeit zauberte er aus allem was er noch da hatte, einen Art Snackteller. Er wollte Achilles auch was gutes tun und schnippelte für sie auf ein Papiertuch gebettet einige Wurstzipfel. Wir achteten einen Moment nicht darauf, das der Wirt sich unserem Tisch näherte und schon sprang Achilles, wie von der Tarantel gestochen auf, um uns vor dem Wirt zu beschützen. Die Wurst und der Wirt flogen meterweit rückwärts ins Lokal. Wir schämten uns sehr. Unser Essen ging ich vorsichtshalber dann ins Lokal abholen. Wir waren froh, das wir überhaupt noch bewirtet wurden. Natürlich gibt es jetzt kein Bild von der fliegenden Wurst.
Chefchaoun, die blaue Stadt, die aber nicht mehr überall blau ist. Denn mittlerweile blättert die Farbe an vielen Stellen ab. Trotzdem ist es schön, wenn man auf die Stadt zufährt und sie erblickt. Wir liefen ohne Ziel durch die Straßen. Natürlich wimmelt es hier von Touristen.



Im Gegenzug zu der blauen Stadt Chefchaoun nennt sich Tetouan die rote Stadt. Sie war für uns aber nur noch letzte Anlaufstation um unsere Wäsche zu waschen, um dann nach Tanger Med in den Hafen zu fahren um wieder nach Europa zu verschiffen. Funktioniert hat das mit der Wäsche nicht. 3 Wäschereien in der Stadt und nirgends funktionierte es. Die ersten beiden nahmen nur einzelne Teile an und wir hätten die Wäsche in 1-2 Tagen abholen können. Die Hoffnung das es in der 3. Wäscherei funktionieren könnte wurde auch zerschlagen. Als wir im strömenden Regen davor standen, verkehrswidrig den LKW abgestellt hatten und mit unserer Wäsche unter dem Arm vor der Tür standen, waren noch mindestens 6 Leute davor und warteten, das sie öffnen würde. Laut ihrem Schild sollte sie schon da sein. Nach einigem Warten ging ich ins Nachbargeschäft und fragte, ob er wüsste wann die Wäscherei öffnen würde. Er rief die Besitzerin an und gab mir den Hörer weiter. Sie wäre krank und der Trockner würde auch nicht funktionieren, sie käme irgendwann. Ich informierte die anderen Wartenden darüber. Wir selbst fuhren mit schmutziger Wäsche zum Hafen.

Wir fanden kurz vor dem Hafen Tanger Med noch einen wunderschönen Platz auf dem wir die letzte Nacht in Marokko verbrachten. Das mit der Überfahrt war auch irgendwie marokkanisch. Die erste Fähre wurde ohne Angabe von Gründen ersatzlos gestrichen. Die nächste Fähre war ca. 3 Stunden später angesagt, kam dann auch etwa 1 Stunde später, als angesagt, und fuhr etwa noch 2 Stunden später ab. Witzigerweise öffnete der Schalter für die Tickets auf die Minute genau. Es war aber sehr lustig bei der Abfertigung. Mancher versuchte sich in der Schlange vorzudrängeln, aber eine taffe Französin schickte selbst die mächtigsten Hünen wieder an den Schluss der Schlange. Die Abfertigung für die Tickets dauerte bei jeder Person gefühlt 1 Stunde, so dass nach jeder Abfertigung eine „La Ola Welle“ durch die Schlange ging. Irgendwann war aber alles geschafft, Tickets, Zoll und Auffahrt auf die Fähre. Flip wurde zusammen mit dem Auto der Pistenkuh auf dem Deck im Heck festgezurrt. Durch Marokko fuhren wir ca. 3500 Kilometer. Außer dem gelösten Dachgepäckträger haben wir keine Schäden am Auto zu vermelden. Für uns selbst war manches gewöhnungsbedürftig. Das Land ist landschaftlich sehr vielseitig. Ein Marokkaner sagte uns sein Land sei ein kaltes Land mit heißer Sonne. Heiß bzw. warm hatten wir nur in der Erg Chebbi, die anderen Teile des Landes waren im Januar und Februar über sonnig, angenehm bis kalt und auch stürmisch. Vielleicht waren wir nur zur falschen Zeit am falschen Ort.
Ein paar Eindrücke versuche ich noch mit den nachfolgenden Bildern zu vermitteln.










Viele Reisende die wir getroffen haben, sagen das Land liebt man oder hasst es. Doch man kann es lieben lernen, je öfter man es besucht.