Weiter geht es durch das Tal der Rosen und schließlich über einen schönen Pisten-Bergpass, der uns wieder über 2000m bringt. Die Piste ist in schlechtem Zustand. Sie wird nicht mehr gepflegt, da der einzige Ort des Tales mittlerweile anderweitig über eine Teerstraße zu erreichen ist. Aber mit etwas Gottvertrauen gehen auch die Stellen, an denen die Piste etwas abgebrochen ist - nur nicht runterschauen - in sha'allah (so Gott will). Wir kommen schließlich nach El-Kelaa-des-Mgouna, der Stadt des Rosenwassers. Dort kaufen wir etwas ein und essen lecker zu mittag. Ein gegrilltes Hühnchen in einem Straßenrestaurant, wo zunächst der 8-jährige Sohn den Vater auftreiben muss. Dieser ist dann auch baff erstaunt, dass wir bei ihm was essen wollen. Es schmeckt sehr lecker. Dann fahren wir Teerstraße weiter nach Skoura, biegen ab nach Toundoute und von dort aus Piste Richtung Assermo. In einem wunderschönen Qued mit Palmen und blühenden Mandelbäumen finden wir einen schönen Übernachtungsplatz. Doch der Abend sollte noch viel Arbeit bringen...
Zunächst merken wir, dass die Kühlbox wieder nicht arbeitet, aber was viel schlimmer ist: Das linke Hinterrad sieht recht platt aus! Die Reifendruck-Messung ergibt noch magere 1,2 bar. Also mit dem Kompressor wieder auf 4 bar aufgepumpt, aber die halten nicht lange. Eine fachmännische Überprüfung mit Spülmittel zeigt das Problem. Der Reifen hat in der Lauffläche eine Beschädigung, offensichtlich haben wir uns mit einem Metallstück ein Loch eingefahren. wir hatten schon die letzen Tage immer wieder mit einem Reifenschaden gerechnet, wegen der teilweise extrem steinigen Pisten, die wir gefahren sind. Da wollten wir auch schon anfangen, fünfmal am Tag zu Allah zu beten. Aber das sah eher nach einem Loch durch einen Hufnagel oder ähnliches aus. Schei... Aber wir haben ja Reifenreparatur-Material dabei und ich mache mich ans Werk. Zuerst mal das Loch rund aufbohren, dann einen Vulkanisierungsstreifen einsetzen. Aufpumpen. Nicht Dicht. Das gleiche nochmal, diesmal mit 2 Streifen. Sieht schon besser aus. Aber wie geht nun der Highlift (spezieller Wagenheber) wieder runter? Ich kann mir einfach die Umschaltung zwischen hoch- und runterpumpen nicht merken. Jedesmal beim Probieren hebe ich den Wagen wieder ein Stück höher... Irgendwann - es ist mittlerweile dunkel - finden wir es dann doch wieder heraus. Das letzte Mal war der Highlift 2008 in Rumänien im Einsatz. Damals haben wir ungefähr genauso lange gebraucht. Ab ins Bett, morgen früh den Reifen nochmal ganz aufpumpen und dann wenigstens bis zur Teerstraße kommen. Das ist der Plan.
Morgends als erstes den Reifendruck kontrollieren: gar nicht mal schlecht, hat nicht zu viel verloren. Aber als ich den Manometer vom Ventil drehe, bläst munter Luft aus dem Ventil. Bei der ganzen Geschichte ist jetzt auch noch das Ventil kaputt gegangen. Glück haben wir, dass ausgerechnet an dem Reifen die Ventilkappe eine Dichtung hat und gut abdichtet. Das muss reichen bis zur Teerstraße. Dort wollten wir uns sowieso wieder mit Mattfeldts treffen und mit Jürgens Hilfe wird alles gut - in sha'allah. An der Teerstraße angelangt, warten wir auf Doris und Jürgen, die von Süden her die Teerstraße kommen. Und alles wird gut: Jürgen hat Ersatzventile dabei. Wir tauschen das Ventil, das gestopfte Loch scheint noch dicht zu sein, also geht es zunächst mal weiter ohne das Ersatzrad zu montieren - in sha'allah. Wir fahren noch ein paar Kilometer, dann finden wir einen Platz zum Schlafen. Morgen geht es weiter Richtung Demnate und dann zum Wasserfall von Ouzoud.
Der Pass, den wir durch den hohen Atlas fahren, ist landschaftlich sehr schön. Aber es geht nur langsam voran. Jürgen und ich betreiben auch zweimal "Frauentausch", da Doris mit den tiefen Ausblicken in den Abgrund zu kämpfen hat und hofft, dass es im niedrigeren Toyota besser geht, als in Ihrem Feuerwehr-LKW. Nach nur 63km Tages-Gesamtfahrleistung finden wir einen wunderschönen Platz mit grandioser Aussicht auf die schneebedeckten Gipfel des hohen Atlas. Dieser liegt mehr als 2000m hoch und so wird es abends schnell kalt. Schon um 19 Uhr liegen wir alle im Bett. Heike - bekanntermaßen Langschläferin - ist begeistert.
Immer wieder schön, die Landschaft im Atlasgebirge
Am nächsten Tag sollte die Fahrleistung noch weniger werden... An Mattfeldts Feuerwehrauto ist ein Defekt aufgetreten. Beim Betätigen der Motorbremse und bei geringer Drehzahl ging immer der Motor aus. Die Ursache ist schnell gefunden: Der Hebel, mit der die luftdruckunterstützte Motorbremse die Klappe im Abgasrohr betätigt, ist abgerissen. Jürgen macht sich gleich an die Arbeit und mit argentinischem Metallkleber wird das Ganze wieder befestigt. Hoffen wir das es hält. Nach soviel "Stress" fahren wir nur noch ein Stück weiter, wo wir einen schönen Platz finden (in 1640m Höhe) und machen Siesta.
Die Naturbrücke von Imi-N-Ifri ist imposant. Die beiden roten und schwarzen Punkte unterhalb der Bildmitte sind unsere Mitfahrer Doris und Jürgen (zum Größenvergleich)
Weiter fahren wir zur Naturbrücke von Imi-N-Ifri, die wir auch durchwandern. Auf der Fahrt dahin hat sich aber Wieder Mattfeldts Motorbremse verabschiedet. Das Kleben hat leider nicht gehalten. Doris und Jürgen beschließen nach Marrakech zu fahren, da man dort am ehesten Ersatzteile oder gescheites "Hilfsmaterial" bekommt. Wir wollen weiter zum Wasserfall von Ouzoud und dann grob Richtung Fes. In Ouzoud werden wir zunächst mal von den übereifrigen Touristenfängern abgeschreckt. Hier wird ein Wasserfall übermäßig vermarkted. Es soll hier auch ein deutsches Pärchen geben, dass sich vor ein paar Jahren hier niedergelassen hat und einen Mini-Camping betreibt. Wir finden Jane und Nils (samt ihrer 3 Kinder) schließlich und bleiben erstmal da. Wir wollen auch wandern, allerdings nicht zum Wasserfall, sondern flußaufwärts durch ein recht einsames Tal. Schön.