Nach einigen Jahren, in denen Heike und Markus in einem MAN G90 (mit Bundeswehr-Shelter FM2 von Zeppelin) unterwegs waren, fiel die Entscheidung, das Fahrgestell auszutauschen. Die Entscheidung viel auf einen Mercedes-Benz 1222AF (Ex-Feuerwehr). Warum der G90 ausgetauscht wurde und warum wir uns für dieses Fahrzeug entschieden haben, steht hier.
Ursprünglich wollte ich den gesamten Umbau zu Hause unter unserem Car-Port machen. Im Nachhinein betrachtet eine absolut schwachsinnige Idee. Aber wo dann? Glücklicherweise fand ich Unterschlupf in einer Halle meines Kumpels Jörg (der mit den Gabelstaplern). Vielen Dank nochmal an dieser Stelle dafür. Hier war ordentliches Arbeiten möglich. Platz, Werkzeug und meist in rufbarer Entfernung jemand der angreifen konnte und/oder Ahnung von Handwerk hatte.
Erste Maßnahme war das Kürzen des Fahrerhauses auf "Fernverkehrgröße". Die meisten Feuerwehrfahrzeuge haben ein vergrößertes Fahrerhaus für die 9-köpfige Gruppenbesatzung. Für ein Fernreisefahrzeug, das für 2 Personen ausgelegt ist, ist diese Gruppenkabine natürlich viel zu groß und würde die Gesamtlänge und den hinteren Überhang des Autos deutlich verlängern. Also musste die Flex ran und ein gutes Stück (etwa 90cm) wurde herausgetrennt. Somit entspricht das Fahrerhaus nun wieder dem "normalen" Fernfahrerhaus.
Übrigens wird das Original-Fahrerhaus in der Regel vom Feuerwehraufbau-Hersteller verlängert, nicht vom Fahrzeug-Hersteller. Wir haben also quasi den Urzustand wieder hergestellt.
Die größte Baustelle insgesamt, war der Bau des Hilfsrahmens. Vor allem die Erfahrungen mit unserem vorherigen Rahmen, der sich als nicht tauglich erwiesen hatte und uns auf unserer Seidenstraße/Mongolei-Tour mehrfach gebrochen war, hat dem Thema Zwischenrahmen einen besonderen Stellenwert verliehen.
Mehrere Wochen der Recherche, Gespräche mit anderen Reisenden und unsere eigene Erfahrung, führten dann schließlich zu dem Entschluss, einen Rahmen mit Vierpunkt-Lagerung zu bauen. Diese - manchmal auch Trapez-Lagerung genannte - Lösung, stellt zwar die aufwendigste und letztlich auch schwerste Lagerung dar, aber wir wollten diesmal möglichst keine Kompromisse mehr eingehen. Außerdem haben wir uns bei unserer Konstruktion recht eng an die Aufbaurichtlinien von Mercedes gehalten. Mir ist absolut schleierhaft, warum die Richtlinien der Hersteller so selten bei Hilfsrahmen beachtet werden. Ich würde einschätzen, dass diese nur bei 5% der gebauten Rahmen - auch von "Fachfirmen" - ausreichend beachtet werden. Vielleicht kommen auch daher die ganzen Geschichten von Rahmenproblemen, von denen man immer wieder liest und hört. Zumindest bei Fahrzeugen, die Europa auch mal verlassen und nicht nur auf Straßen bewegt werden.
Ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen und hoffe, dass wir mit unserem Rahmen glücklich werden. Darüber will ich aber erst urteilen, wenn damit mehr als 10.000 Pisten-Kilometer absolviert sind. Solange bleibt es beim bisher noch guten Gefühl... 😉
An dieser Stelle ist es mir ein echtes Anliegen, dem "Erbauer" unseres Rahmens besonders zu bedanken. Ich war nämlich nur Ideengeber und Handlanger. Ohne meinen alten Freund Jürgen - seines Zeichens ein quasi genialer Maschinenbauer und Handwerker - wäre ich an dieser Aufgabe sicher gescheitert, zumindest wäre die Umsetzung um Welten schlechter geworden. Vielen Dank für die vielen Stunden am Zeichenbrett und Tage und Wochen in der Werkstatt an der Richtplatte. Nicht nur das dabei ein fertiger Hilfsrahmen herauskam, ich habe dabei auch wieder sehr viel gelernt. Vielen Dank für all das, Jürgen.
Neben dem, was hier auf Bildern zu sehen war, wurde natürlich noch eine Unmenge weiterer Arbeiten ausgeführt: Durchgang zwischen Fahrerhaus und Wohnkabine, Verlegung der Druckluftkessel in den Rahmen, Verlegung des Batteriekastens in den Rahmen, Halterungen für zwei Tanks und für 4 Staukisten, Heckträger für Ersatzrad und Kisten, Unterfahrschutz, Seilwinde und 1.000 Dinge mehr...
Letztendlich hat der Umbau des Fahrgestells doch viel länger gedauert als ursprünglich geplant. So ist das wohl immer... 😉
Aber ich glaube, es ist eine runde Sache dabei herausgekommen. Und jetzt, da ich diese Zeilen in er Nähe des Nordkaps schreibe, hat unser neues "Schneggsche" nun auch schon rund 8.000km hinter sich und wir sind bislang mehr als zufrieden.
Ich möchte an dieser Stelle allen danken, die zum Gelingen des Projektes in irgendeiner Weise beigetragen haben. Auf die Gefahr hin, dass ich jemanden vergesse: Marion und Jörg, 2x Jürgen, Manfred, noch zweimal Jörg, Michael, Henry, Dirk, 2x Peter, Heinz, Lukas, Rainer, Stefan, 2x Martin, 2x Frank, 2x Sascha, Harald, Elias, Tschok, Jutta und Benno. Wir danken Euch allen aus vollem Herzen.